Organspende

Ärzte sind Spitzenreiter bei der Zustimmung

Mediziner machen es dem Volk vor: Sie sind viel eher bereit, Organe zu spenden. Diese neuen Ergebnisse aus Kanada decken sich mit Daten aus Deutschland.

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Tragen auch hierzulande mehr Ärzte als Durchschnittsbürger: Organspendeausweis.

Tragen auch hierzulande mehr Ärzte als Durchschnittsbürger: Organspendeausweis.

© BZgA

NEU-ISENBURG. Ärzte sind deutlich häufiger als die Allgemeinbevölkerung zur postmortalen Organspende bereit. Darauf deutet eine neue Analyse aus Kanada, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. Ähnliche Ergebnisse gibt es auch aus Deutschland.

Nach der kanadischen Studie ist die Chance, dass Ärzte in die Organspende einwilligen, gut 47 Prozent höher als in der restlichen Bevölkerung. Im Bundesstaat Ontario, dessen Daten analysiert wurden, haben demnach 43,3 Prozent der Ärzte einer Postmortem-Spende zugestimmt. In der restlichen Bevölkerung sind es dagegen nur 23,9 Prozent (JAMA 2014; 312(3): 291-293).

In Kanada gilt ähnlich wie in Deutschland eine Zustimmungsregelung (hierzulande Entscheidungslösung genannt). Anders als in der Bundesrepublik erfassen die kanadischen Länder die Entscheidung allerdings in Registern. Die Bürger werden dort zudem bei der Erneuerung ihres Führerscheins und der Gesundheitskarte nach der Einwilligung zur Organspende gefragt. Im Register von Ontario werden nur Zustimmungen erfasst.

Die Studienautoren hatten für ihre Analyse die Daten der Bürger ab 16 Jahren, Ärzte und registrierten Spender in Ontario verglichen. In dem Bundesstaat leben knapp 12,6 Millionen Menschen, davon sind rund 18.000 Ärzte.

Um außerdem eine adäquate Vergleichsgruppe zur Ärztepopulation zu erhalten, wurde eine Subgruppe der nichtärztlichen Bevölkerung gebildet, die soziodemografisch mit den Ärzten im Land vergleichbar ist (Alter, Geschlecht, Einkommen, Wohnort). Hier konnten die Forscher die Daten von rund 15.000 Ärzten mit knapp 61.000 Nichtärzten vergleichen.

In dieser Vergleichsgruppe war der Anteil der registrierten Organspender mit 29,5 Prozent letztlich zwar etwas höher als in der Allgemeinbevölkerung, aber immer noch deutlich niedriger als bei den Ärzten. Zudem zeigte sich, dass Ärztinnen und junge Ärzte eine noch höhere Zustimmungsrate erzielen.

Bei den bis 39-Jährigen lag sie bei 54 Prozent, bei den 60- bis 69-Jährigen fiel sie auf 34 Prozent. Bei den Ärztinnen stimmte jede zweite einer Organentnahme nach dem Tod zu, bei den Männern waren es "nur" 39 Prozent.

Die Studienautoren sehen in ihrer Analyse ein gewichtiges Argument, um Vorurteile bei Bürgern gegen die Organspende zu entkräften. Bekanntlich ist ein häufig genannter Ablehnungsgrund die Furcht, Ärzte würden im Fall schwerer Verletzungen nicht mehr alle Maßnahmen ergreifen, um "an Organe zu kommen". Den Autoren zufolge könnten ihre Ergebnisse mit solchen Mythen aufräumen.

Die Ergebnisse aus Kanada decken sich zudem mit einer jüngst publizierten Studie aus Deutschland. Dort hatten Ärzte und Mitarbeiter der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) die Einstellung zur Organspende bei bayerischen Ärzten und Pflegekräften abgefragt, die potenziell mit dem Transplantationsprozess zu tun haben (DMW 2014; 139(24): 1289-1294).

82 Prozent der Ärzte gaben hier eine positive Einstellung zur Organspende an. Das ist deutlich mehr als in der bundesdeutschen Allgemeinbevölkerung, die laut der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zu 68 Prozent prinzipiell bereits zur Organspende ist. Pflegepersonal schnitt in der DSO-Studie mit 66 Prozent etwas schlechter ab.

Noch deutlicher wird der Unterschied beim Besitz eines Organspendeausweises. 68 Prozent der befragten Ärzte (und 56 Prozent der Pflegekräfte) gaben an, einen solchen zu haben, davon 91 Prozent mit einer Zustimmung. In ganz Deutschland besitzen hingegen nur 28 Prozent der Bürger einen solchen Ausweis. (nös)

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