Ärztliche Versorgung von Heimbewohnern
Ein-Mann-Show begeistert Cura nicht mehr
Die haus-und fachärztliche Versorgung in Heimen hat Defizite. Die Zusammenarbeit von Heimträgern mit Ärztenetzen könnte eine Option für die Zukunft sein.
Veröffentlicht:BERLIN. Um die ärztliche Versorgung in deutschen Heimen steht es nicht zum Besten. Der Gesetzgeber bemüht sich mit Zuckerbrot und ein bisschen Peitsche, das Problem zu beseitigen.
Heimträger suchen derweil die Lösung in Koalitionen mit Ärztenetzen, wie das Beispiel Cura zeigt.
Etwa 800.000 Pflegebedürftige in Deutschland werden derzeit in knapp 11 000 Altenheimen betreut. Als verbesserungswürdig wird seit langem die haus- und fachärztliche Versorgung der Bewohner der Einrichtungen eingestuft.
Die Mediziner kritisieren vor allem die unzureichende Honorierung ihrer Besuche, das Pflegepersonal beschwert sich über Arztvisiten "zu Unzeiten" und die Kassen klagen über hohe Kosten infolge unnötiger Klinikeinweisungen - insbesondere abends und an den Wochenenden.
Zuschläge für Zahnärzte
Der Gesetzgeber hat mit zahlreichen Regelungen und finanziellen Anreizen versucht, das Problem aus der Welt zu schaffen. Seit der ersten Pflegereform 2008 haben die Einrichtungen beispielsweise die Möglichkeit, einen festen Heimarzt anzustellen.
Das Pflege-Neuausrichtungsgesetz sieht Zuschläge etwa für Zahnärzte vor, wenn diese auf Heimbesuch gehen. Darüber hinaus werden die Kassenärztlichen Vereinigungen angehalten, Kooperationsverträge mit auf Heimvisite gehenden Ärzten zu vermitteln.
Die Einrichtungen wiederum sind verpflichtet offenzulegen, wie sie sicherstellen, dass Haus- und Facharzt auch wirklich regelmäßig nach dem Rechten schauen.
Nach Ansicht von Axel Hölzer, Geschäftsführer der Cura Kurkliniken Seniorenwohn- und Pflegeheime GmbH, bleiben solche Paragrafen aber bloße Theorie, wenn die Chemie zwischen den Beteiligten vor Ort nicht stimmt. "Verbindliche Regelungen zu verschriftlichen ist sinnvoll.
Noch wichtiger sind aber die Kümmerer, also Personen, die klug und kommunikativ die Verbindlichkeit in den Heimen sicherstellen", ist der Pflegemanager überzeugt.
Prädestiniert für die "Rolle des Koordinators" der haus- und fachärztlichen Versorgung seien grundsätzlich die Mitarbeiter in den Heimen.
"Die Heimbewohner sind die Patienten, zu denen die Pflegekräfte kontinuierlich Kontakt haben. Anderweitig, das heißt über die kooperierenden Ärzte und Kostenträger allein, ist die Koordination nur schwer sicherzustellen."
Cura setzt auf Partnerschaften
Als wenig geeigneten Lösungsansatz stuft Hölzer indes das Heimarztmodell "mit dem einen Heimarzt" ein. "Das überzeugt uns eher nicht, weil wir möchten, dass unsere Bewohner in den Genuss zusammengeführter spezialisierter Kompetenz kommen."
Sehr wichtig für eine funktionierende ärztliche Heimversorgung sei die systematische Einbindung von Neurologen oder Psychiatern, Diabetologen und Palliativmedizinern als Vertreter jener Disziplinen, "die wir als die wesentlichen Facharztbereiche für die Anforderungen in stationären Pflegeeinrichtungen ausgemacht haben".
Um genügend Haus- und Fachärzte in seine Pflegeheime zu bringen - und zwar regelmäßig -, setze Cura vor allem auf die Zusammenarbeit mit Ärztenetzen.
"Dieser Weg benötigt Zeit, bedarf der vertrauensbildenden Kooperation vor Ort und kann darüber hinaus in seiner Ausgestaltung nicht von außen vorgegeben werden."
An 42 seiner insgesamt 55 Standorte sei Cura solche Partnerschaften bereits eingegangen. Weitere sollen in Zukunft folgen.
Monetäre Anreize sind sinnvoll
Wesentliche Inhalte der Zusammenarbeit sind: Verbindlichkeit in der Präsenz, Fallbesprechungen, Fortbildung der Mitarbeiter in den Heimen, Qualitätssicherung sowie Beratung für pflegende Angehörige.
In die Elemente, die die Kostenträger nicht über die einschlägigen Leistungskataloge zahlen, insbesondere die Fortbildungskomponenten, investiere Cura auch "in einem gewissen" Rahmen per Stunden-Honorar.
"Diese Vorfinanzierung zahlt sich in der Regel aus über die anerkannt steigende Qualität der Versorgung und die Wirksamkeit der Qualifizierungsmethoden", zeigt sich Hölzer überzeugt.
Monetäre Anreize, um Ärzte in ein Pflegeheim zu "locken", machen nach Auffassung des Pflegemanagers grundsätzlich Sinn - "vor allem als Zeichen des Respekts dem Aufwand des Arztes gegenüber."
Der Cura-Konzern mit Sitz in Berlin betreibt bundesweit 55 Einrichtungen mit 7600 Betten für stationäre Pflege und Rehabilitation und zählt damit zu den großen privaten Dienstleistern im deutschen Gesundheitsmarkt.