Offensive gegen Fachkräftemangel

Deutschland holt 150 chinesische Pfleger

Viel Bewegung in der Pflege: Chinesische Fachpfleger starten bald zum Einsatz in Deutschland. Pflegekassen und Heimbetreiber haben sich unterdessen auf einen schärferen Pflege-TÜV geeinigt.

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Weil es an deutschen Pflegern mangelt, werden Fachkräfte aus dem Ausland geholt.

Weil es an deutschen Pflegern mangelt, werden Fachkräfte aus dem Ausland geholt.

© Stockbyte / Thinkstock

BERLIN. Ab Ende dieses Jahres werden die ersten von 150 chinesischen Fachpflegekräften ihre Arbeit in Deutschland aufnehmen.

Nach zweijähriger Vorbereitung starte jetzt ein entsprechendes Pilotprojekt gegen den Pflegekräftemangel, teilte der Arbeitgeberverband Pflege am Dienstag in Berlin mit. Der Aufenthalt der Arbeitskräfte in Deutschland sei nicht befristet.

Verbandspräsident Thomas Greiner zeigte sich überzeugt, dass der Pflegekräftemangel insgesamt rasch eingedämmt werden könne, wenn eine Ende 2012 vereinbarte Ausbildungsoffensive von Bund, Ländern und Pflegeverbänden nicht durch Behörden-Trägheit verschleppt werde.

"Ich bin davon überzeugt, dass wir 50.000 zusätzliche Arbeitskräfte binnen 15 Monaten einstellen können, wenn alle an einem Strang ziehen", sagte er.

Pflegehilfskräfte, die länger als drei Jahre in der Altenpflege sind, sollten schneller einen Fachabschluss machen können, forderte Greiner.

Und Hoch- und Fachschulabschlüsse in der Pflege, ganz gleich ob in einem EU-Mitgliedsland oder in einem Nicht-EU-Staat erworben, müssten sofort anerkannt werden.

Pflege-TÜV soll schärfer durchgreifen

Unterdessen haben sich Pflegekassen und Heimbetreiber nach rund dreijährigem Ringen offenbar auf einen schärferen Pflege-TÜV geeinigt, der Missstände in Pflegeheimen eindämmen und die Suche nach einer guten Einrichtung erleichtern soll.

Um Missstände in Heimen aufzudecken und Transparenz zu schaffen, gibt es regelmäßige Kontrollen des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen.

So fehlte laut dem jüngsten Pflege-Qualitätsbericht bei jedem zehnten von zuletzt 140.000 Menschen, die mit Gittern oder Gurten im Bett oder Rollstuhl festgehalten wurden, eine gerichtliche Anordnung. Die Noten, die die Heime nach den Prüfungen bekommen, gelten Experten seit langem als beliebig und zu positiv.

Einigung in einer Schiedsstelle

Kassen und Betreiber einigten sich nun bereits im Juni hinter verschlossener Tür in einer Schiedsstelle auf eine Reform. Ende vergangener Woche lief eine Widerspruchsfrist ab.

In Zukunft sollen unter den bisher 82 Kriterien für die Bewertung eines Heims die Ergebnisse in den 21 zentralsten Punkten im Internet besonders hervorgehoben werden. Darunter sind Fragen zum Wundliegen, zur Flüssigkeitsversorgung und zu freiheitseinschränkenden Maßnahmen.

Die Kassen konnten sich nicht mit der Forderung durchsetzen, dass diese Kriterien bei der Benotung eines Heims stärker gewichtet werden. In einem internen Schreiben der Kassen wird dies als Wermutstropfen bezeichnet.

Der Bundespatientenbeauftragte Wolfgang Zöller (CSU) sagte: "Wenn ich in der Gesamtbeurteilung häufiges Wundliegen mit einem guten Schnitzel oder einem schönen Gartenfest ausgleichen kann, dann ist das Instrument gescheitert.

Das Bundesgesundheitsministerium erwartet eine zügige Umsetzung. Es sei damit zu rechnen, dass die Neuregelungen Anfang 2014 wirksam würden, sagte eine Sprecherin. (eb/dpa)

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