"Sehen große Gefahr"

Kinderärzte sind gegen generalistische Pflegeausbildung

Die Regierung plant die generalistische Pflegeausbildung. Kinderärzten und Altenheimbetreibern schmeckt das gar nicht.

Anno FrickeVon Anno Fricke Veröffentlicht:
Versorgung von Frühchen. Wird die Versorgung dieser Kinder leiden, wenn es eine generalistische Pflegeausbildung gibt? Kinderärzte befürchten ja.

Versorgung von Frühchen. Wird die Versorgung dieser Kinder leiden, wenn es eine generalistische Pflegeausbildung gibt? Kinderärzte befürchten ja.

© pa / obs / BVMed

BERLIN. Die Kinder- und Jugendärzte schlagen Alarm. "Die Pflege kranker Kinder wird sehr darunter leiden, wenn die spezielle Ausbildung von einer generalistischen Ausbildung abgelöst wird; dies wird zu einem deutlichen Qualitätsverlust in der Pflege führen", heißt es im Entwurf einer Resolution, die demnächst an die Bundestagsabgeordneten und Verbände verschickt werden soll.

Das Gesundheits- und das Familienministerium bereiten derzeit einen Referentenentwurf eines Pflegeberufegesetzes vor. Die Ausbildungsgänge für Kranken-, Alten- und Kinderkrankenpflege sollen damit vereinheitlicht werden. Gemeinsamer Abschluss wird der zur generalistischen Pflegefachkraft sein.

"Sehen große Gefahr"

Die Kinder- und Jugendärzte in Praxis und Klinik sowie die Kinderchirurgen fordern den Erhalt der Ausbildung zur Gesundheits- und Kinderkrankenpflegekraft. "Wir sehen eine große Gefahr für die Versorgung", sagte der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Dr. Karl-Josef Eßer, der "Ärzte Zeitung".

Die Gesellschaft erwarte, dass Kinderpfleger für die Bedürfnisse kranker Kinder einen geschulten Blick hätten, je nach Entwicklungsstand des Kindes reagieren könnten und die Eltern fachkundig beraten könnten.

Die Ärzte fürchteten, dass diejenigen jungen Menschen, die sich speziell für die Kinderkrankenpflege interessierten, nicht mehr zur Ausbildung anträten, weil sie befürchten müssten, überall eingesetzt zu werden. So werde die Empathie für Kinder ausgehebelt.

Die Pflegerinnen und Pfleger seien nach der bisher dreijährigen Ausbildung hoch spezialisiert. Dies müssten sie auch sein, um zum Beispiel Frühchen fachgerecht versorgen zu können.

Šchon jetzt zeichne sich ab, dass die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (GBA) vorgegebene Regel, ab 2017 jedem Frühchen eine Fachkraft der Kinderpflege zuzuteilen, kaum erfüllt werden könne. "Hier wollen wir eine Diskussion anstoßen", sagte Eßer.

Kernforderung: Dreijähriger Ausbildungsgang beibehalten!

Die Kernforderung der Kinder- und Jugendärzte lautet, den spezialisierten dreijährigen Ausbildungsgang beizubehalten. Sollte die Politik an der Generalistik festhalten, sollte nach einer zweijährigen fachübergreifenden Ausbildung eine einjährige Spezialisierungsphase folgen.

Nachwuchs zu gewinnen werde gefährdet, wenn junge Menschen an die dreijährige Ausbildung noch weitere zwei oder vier Jahre dranhängen müssten, um zum Beispiel auf einer Kinderintensivstation arbeiten zu können, sagte Eßer.

Ähnliche Argumente tragen auch die Betreiber von Altenheimen vor. "Aus drei Ausbildungen, die jede für sich bisher drei Jahre dauern, soll jetzt eine werden, die auch nur drei Jahre dauert. Wie soll das möglich sein ohne massiven Kompetenzverlust?", fragt Bernd Meurer, Präsident des Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste.

Für Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) und den Pflegebeauftragten Karl-Josef Laumann (CDU) ist die Generalistik eine Antwort auf die sich verändernde Morbidität.

Schwestern und Pfleger im Krankenhaus benötigten zunehmend mehr altenpflegerische Expertise. Umgekehrt werde für Altenpfleger in Heimen krankenpflegerisches Wissen immer wichtiger.

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