Gesundheitsbericht

Pflege - härter als Arbeit am Bau

Arbeitsplätze in der Pflege gehören zu den ungesündesten überhaupt. Der Krankenstand ist hier noch höher als im Baugewerbe. Noch häufiger fallen Angestellte im Staatsdienst aus.

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BERLIN. Arbeitnehmer in der Pflege und anderen Gesundheitsberufen in der Region Berlin-Brandenburg waren 2013 überdurchschnittlich häufig arbeitsunfähig.

Das zeigt der dritte länderübergreifende Gesundheitsbericht Berlin-Brandenburg im Auftrag des Clusters Gesundheitswirtschaft Berlin-Brandenburg - Health Capital.

"Es ist eine traurige Botschaft, dass gerade die Menschen, die uns gesund machen sollen, selbst sehr krank sind", sagte Dr. Kai Uwe Bindseil von Health Capital bei der Präsentation des Reports in Berlin.

Demnach lag der Krankenstand im Gesundheits- und Sozialwesen in Berlin bei 5,6 Prozent und bei 5,8 Prozent in Brandenburg. Der durchschnittliche Krankenstand in den beiden Bundesländern belief sich dagegen auf fünf Prozent oder 18,3 Fehltage je Arbeitnehmer.

In Berlin-Brandenburg spielt der Sektor eine wichtige Rolle, mehr als jeder zehnte GKV-versicherte Arbeitnehmer ist hier beschäftigt. Bindseil sagte, man müsse angesichts des Ergebnisses über eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen nachdenken.

Laut dem Bericht zeichnet sich das Sozial- und Gesundheitswesen durch besonders hohe Werte bei Muskel-Skelett-Erkrankungen sowie psychischen Erkrankungen und Verhaltensstörungen aus.

Außerdem seien die Beschäftigten überdurchschnittlich häufig von Berufskrankheiten betroffen. Dabei handele es sich überwiegend um Hauterkrankungen.

Eine effektive Gesundheitsförderung müsse dies im Blick haben, heißt es im Bericht. "Maßnahmen zur Vorbeugung gegen arbeitsbedingten Stress sind auch geeignet, das gesundheits- und sicherheitsrelevante Arbeitsverhalten der Beschäftigten positiv zu beeinflussen."

Herausforderung für Kleinbetriebe

Frank Michalak, der Vorstandsvorsitzende der AOK Nordost, forderte mehr Anstrengungen bei der Gesundheitsförderung gerade in kleineren Unternehmen. Andernfalls drohe vor dem Hintergrund des demografischen Wandels eine Verschärfung der Situation.

"Der Bereich der Gesundheitsberufe ist stark belastet", sagte er und hob die Pflegenden besonders hervor. "Wir müssen aufpassen, dass wir die Arbeitskräfte nicht verlieren."

Der vom Berliner IGES-Institut erstellte dritte Gesundheitsbericht Berlin-Brandenburg basiert auf den Daten gesetzlicher Krankenkassen und Unfall- und Rentenversicherungen.

Erfasst werden 1,6 Millionen Arbeitnehmer oder 80 Prozent aller sozialversicherungspflichtig beschäftigten GKV-Versicherten in der Region.

Der Bericht dokumentiert den Krankenstand nach ursächlichen Krankheiten sowie Branchen, Geschlecht und Alter für die Jahre 2012 und 2013. Er zeigt, dass Muskel-Skelett-Erkrankungen über die Branchen hinweg für die meisten Fehltage verantwortlich waren, nämlich für rund ein Viertel.

Weitere Ergebnisse: Mit zunehmendem Alter nimmt das Risiko der Arbeitsunfähigkeit zu, und chronische Erkrankungen spielen eine immer wichtigere Rolle. (tau)

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Kommentare
Karin Koch 20.01.201616:02 Uhr

Aus Zeitmangel werden Pflegehilfsmittel - wie z.B. Pflegelifter nicht eingesetzt

Es ist kein Wunder, dass in Pflegeberufen die Krankheitsrate zunimmt.
Durch den enormen Zeitdruck in der Pflege werden Pflegehilfsmittel, wie z.B.: "Lifter zum Bewegen von Patienten" - NICHT eingesetzt! - Schneller geht es mit "HAURUCK" und ohne die notwendige Hilfe von Kollegen (was letztendlich den Patienten und dem Pflegepersonal schadet). - Diese Verhaltensweisen sind unserem gesundheitspolitischen System geschuldet, welche die Pflege hauptsächlich in ZEITabschnitte einteilt - ohne Anerkennung von individuellen Umständen.

Carsten Windt 12.01.201616:02 Uhr

Dafür braucht man eine Studie? Jeder der mal in der Pflege tätig war kennt die Belastungen

Dafür braucht es keine Studie. Eine Studie wäre erforderlich, wie man den Beruf erträglicher machen kann. Dazu gehört Ergonomie am Arbeitsplatz (Auch der Kranke wird immer schwerer...) genauso wie eine psychologische Supervision.

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