Forschungsprojekt
Aids-Prävention unter der Lupe
Niedrige Hürden im Kampf gegen Aids: Seit 2008 macht das die Aidshilfe in Köln vor. Nun soll das Angebot in die Fläche. Dafür wird es allerdings erst einmal gründlich unter die Lupe genommen.
Veröffentlicht:KÖLN. Mit einem gemeinsamen Modellprojekt wollen die Barmer GEK und die Aidshilfe Nordrhein-Westfalen die Basis für eine Ausweitung lebensumfeldnaher Präventionsprojekte für HIV/Aids und andere sexuell übertragbare Krankheiten legen.
Ein bereits etabliertes niedrigschwelliges Test- und Beratungsangebot in Köln wird hierfür wissenschaftlich evaluiert.
Seit Ende 2008 bieten die Aidshilfe Köln und die Schwule Initiative für Pflege und Soziales (SchwIPS) anonyme HIV-Tests mit Präventionsberatung und bei Bedarf Tests auf weitere sexuell übertragbare Krankheiten.
Das Angebot ist inzwischen von rund 8500 Menschen wahrgenommen worden. 2012 waren 42 HIV- und 31 Syphilis-Tests positiv. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr in Köln 152 positive HIV-Testergebnisse.
"Die Akzeptanz unseres Angebots ist über die Jahre kontinuierlich gewachsen, und wir sind sehr froh, dass wir auch gerade die Bevölkerungsgruppen erreichen, die besondere Infektionsrisiken haben", sagte Elfi Scho-Antwerpes vom Vorstand der Aidshilfe Köln.
Die Beratung und die Tests kosten rund 100.000 Euro im Jahr, die von der Aidshilfe Köln und SchwIPS sowie mit öffentlichen Mitteln finanziert werden.
Spezielles Messinstrument
In dem auf drei Jahre angelegten neuen Modellprojekt stellt die Barmer GEK 120.000 Euro für die wissenschaftliche Begleitung durch den Lehrstuhl für Medizinmanagement der Universität Duisburg-Essen zur Verfügung. Weitere 80.000 Euro zahlen die Träger des Beratungsangebots.
"Wir wollen die Hypothese belegen, dass niedrigschwellige und lebensweltnahe Angebote wegen der früheren Diagnosestellung sehr kosteneffizient sind", sagte Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in Nordrhein-Westfalen.
Noch immer würden 30 bis 50 Prozent der Betroffenen die Diagnose HIV erst spät erfahren, was eine Einschränkung der Behandlungsmöglichkeiten zur Folge hat.
"Wir haben immer noch kein Gesundheitssystem, in dem man sich wertfrei testen lassen kann, wenn man zu einer Risikogruppe gehört", sagte Beckmann. Hier schaffe das Kölner Modell eine nachhaltige, ganzheitliche Alternative.
Die Wissenschaftler werden ein spezielles Instrument entwickeln, um die Effizienz des Kölner Angebots zu erheben und mit anderen Einrichtungen wie Gesundheitsämtern und niedergelassenen Praxen zu vergleichen, berichtete Dr. Sarah Mostardt von der Uni Duisburg-Essen.
Dabei geht es um Faktoren wie die frühzeitige Diagnosestellung, die Inanspruchnahme der Tests und das Erreichen von Risikogruppen.
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