Experten kritisieren

Präventionsgesetz nur ein Trippelschritt

Gesundheitsrisiko Armut: Experten vermissen im Präventiongesetz eine Gesamtstrategie

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BERLIN. Kinder und Jugendliche mit niedrigem sozialem Status verfügen häufiger über einen schlechteren Gesundheitszustand als Gleichaltrige höherer Statusgruppen.

Dies belegt eine aktuelle Auswertung zur Kindergesundheit des Robert Koch-Instituts (RKI), die zum Auftakt des Kongresses "Armut und Gesundheit" in Berlin vorgestellt wurde.

Dr. Thomas Lampert vom RKI bezifferte die Zahl der Kinder und Jugendlichen aus Hauhalten mit geringem Sozialstatus, die einen mittelmäßigen oder schlechten Gesundheitszustand haben, auf elf Prozent. In der mittleren Statusgruppe seien hingegen nur sechs Prozent, in der hohen Statusgruppe sogar nur drei Prozent betroffen.

Auch das Risiko für psychische Auffälligkeiten liegt bei den Heranwachsenden in den niedrigen Schichten bei 34 Prozent und somit deutlich über jenen 19 Prozent der mittleren und zehn Prozent der oberen Statusgruppen.

Kinder und Jugendliche der Unterschicht treiben in der Regel weniger Sport, sind häufiger übergewichtig und rauchen sehr viel öfter. Ein niedriger Sozialstatus gehe auch, so Lampert, mit einer geringeren Inanspruchnahme des Früherkennungsprogramms für Kinder sowie selteneren Kontrolluntersuchungen beim Zahnarzt einher.

"Etwa 20 Prozent der Bevölkerung sind von Armut bedroht. Um sie zu erreichen und gesundheitlich zu stabilisieren, brauchen wir eine gesamtgesellschaftliche Strategie", sagte Lampert.

"Gesetzt ersetzt keine Strategie"

Diese vermisst Rolf Rosenbrock, Vorsitzender des Paritätischen Gesamtverbandes, jedoch im geplanten Präventionsgesetz: "Das Gesetz kompensiert Lücken, beseitigt nicht die Ursachen und ersetzt keine Strategie."

Aus seiner Sicht fehlen im zentralen Gremium, der nationalen Präventionskonferenz, Vertreter aus der Wissenschaft und der Arbeitslosenversicherung.

Auch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit, das das Programm "Soziale Stadt" verantwortet, sei nicht ausreichend eingebunden, kritisierte Rosenbrock.Positiv am Gesetzesvorhaben bewertete er, dass sich die Ausgaben für Prävention in den Lebenswelten um etwa das Dreifache erhöhen.

"Gaben die Kassen bislang etwa 80 Prozent der Mittel für Gesundheitskurse und nur 20 Prozent für die Prävention in den Lebenswelten aus, so wird sich dieses Verhältnis auf etwa 40 zu 60 Prozent umkehren", sagte Rosenbrock.

Gernot Kiefer vom GKV-Spitzenverband nannte das Gesetzesvorhaben "realpolitischen Minimalkonsens", der mit der Ausrichtung auf die Lebenswelten die Prävention voranbringen werde. Kritisch wertete er die Rolle der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), die für Koordinierung der Präventionsausgaben von den Kassen eine Pauschale erhält.

Zur "Ärzte Zeitung" sagte Kiefer, dass die BZgA nur die Qualitätssicherung und wissenschaftliche Studien übernehmen sollte. Präventionsprojekte seien auf Länderebene, kofinanziert von Kassen und Projektträgern, voranzubringen. (wer)

Lesen Sie dazu auch den Kommentar: Kommunen sind gefordert

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