Psychotherapie

Patienten stürmen Privatpraxen

Die Psychotherapeuten klagen über fehlende Therapeutenplätze - und warnen vor Versorgungslücken. Doch ein Schlupfloch ermöglicht es psychisch Kranken, schneller eine Therapie zu beginnen.

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Auf der Couch - und immer öfter in der Privatpraxis.

Auf der Couch - und immer öfter in der Privatpraxis.

© Getty Images/Wavebreak Media

BERLIN. 41,2 Millionen Euro haben die gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2012 extrabudgetär für Psychotherapien ausgegeben: Damit haben sich die Ausgaben für Kostenerstattung in der Psychotherapie seit 2003 mehr als verfünffacht - damals lagen sie noch bei 7,7 Millionen Euro.

Das hat die Bundespsychotherapeutenkammer am Montag in Berlin mitgeteilt. Sie beruft sich auf Zahlen aus dem Bundesgesundheitsministerium. Demnach sind die Ausgaben für Kostenerstattung in der Psychotherapie allein von 2011 (34,3 Millionen Euro) auf 2012 um 25 Prozent gestiegen.

"Ohne die Behandlungsplätze von Psychotherapeuten in Privatpraxen ist oft eine gesicherte Versorgung von psychisch kranken Menschen nicht mehr möglich", sagte Kammerpräsident Professor Rainer Richter.

Da Patienten laut Kammer im Schnitt etwa drei Monate auf ein Erstgespräch bei einem niedergelassenen Psychotherapeuten warten müssen, nutzen einige von ihnen eine Ausnahmeregelung im Sozialgesetzbuch V.

Ein Versicherter kann sich eine notwendige und unaufschiebbare Leistung selbst beschaffen, wenn diese Leistung auf anderem Weg nicht beschafft werden kann, heißt es dort.

Einfachere Genehmigungsverfahren

Mit anderen Worten: Patienten können auch einen Psychotherapeuten aufsuchen, der keine Kassenzulassung hat.

Der Therapeut rechnet dann direkt mit der Kasse ab. "Ein Patient sollte nicht länger als drei Wochen auf einen ersten Termin beim niedergelassenen Psychotherapeuten warten müssen", so Richter.

Auch die Kassen pochen darauf, dass die Wartezeiten auf einen Therapieplatz kürzer werden müssen. Dafür sollen die Genehmigungsverfahren für Psychotherapien deutlich vereinfacht werden. Das geht aus einem Beschluss des Verwaltungsrates des GKV-Spitzenverbandes hervor.

Die Techniker Krankenkasse (TK) schlägt zudem vor, dass Gruppentherapie im ambulanten Bereich stärker gefördert werden sollte. Diese seien in Kliniken bereits selbstverständlich, bei niedergelassenen Psychotherapeuten stelle sie immer noch eine große Herausforderung dar, so TK-Vize Thomas Ballast.

Einer Analyse der ambulanten TK-Abrechnungsdaten zufolge sind rund 99 Prozent der Leistungen Einzeltherapien. (sun)

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