Dringende Fälle

Von wegen lange Wartezeiten

Wartezeiten auf einen Facharzttermin lassen sich nicht wegdiskutieren - und werden auch von Ärzten nicht bestritten. Aber im Notfall geht es für die Patienten dann doch ganz schnell, wie eine exklusive Umfrage zeigt.

Helmut LaschetVon Helmut Laschet Veröffentlicht:
Auch wenn viel zu tun ist, bekommen die meisten Patienten im Notfall wohl eher schnell einen Termin.

Auch wenn viel zu tun ist, bekommen die meisten Patienten im Notfall wohl eher schnell einen Termin.

© Klaus Rose

KOBLENZ/NEU-ISENBURG. Die weitaus meisten Patienten erhalten in dringenden Fällen eine zeitnahe fachärztliche Behandlung. Dass Spezialisten Patienten abweisen, ist eine seltene Ausnahme. Beschleunigend für einen Termin beim Facharzt wirkt eine Koordination durch den betreuenden Hausarzt.

Das sind zentrale Ergebnisse einer Umfrage im Rahmen des Gesundheitsmonitors von CompuGroup in Zusammenarbeit mit der "Ärzte Zeitung". Teilgenommen haben daran in der ersten Aprilhälfte 234 Hausärzte und 325 Fachärzte, denen jeweils fachgruppenspezifische Fragen gestellt wurden.

In dringenden Fällen beträgt die Wartezeit auf einen Facharzt-Termin ein bis drei Tage, berichten 41 Prozent der Hausärzte. Weitere 28,6 Prozent sagen, es dauere weniger als eine Woche, bis der Patient den Spezialisten konsultieren kann. 30,3 Prozent der Hausärzte schätzen in der Umfrage die Wartezeit auf mehr als eine Woche ein.

Wesentlich für den Einsatz gezielter Instrumente sind die Ursachen für inakzeptable Wartezeiten. 85 Prozent der Hausärzte sind der Meinung, dass Wartezeiten auf einen Facharzttermin dadurch zustande kommen, weil viele Patienten Fachärzte unkoordiniert aufsuchen, nur 15 Prozent verneinen das.

Gezielte Überweisung als Mittel der Wahl

Immerhin 37,2 Prozent der Hausärzte nennen eine zu knappe Zahl von Fachärzten, 62,8 Prozent sehen das nicht als Grund.

In Kreisen der Politik wird immer wieder vermutet, dass Vergütungsunterschiede zwischen EBM und GOÄ ausschlaggebend dafür sind, dass Kassenpatienten auf Facharzttermine warten müssen. Tatsächlich nennen 39,7 Prozent der Hausärzte das unattraktive GKV-Honorar als Grund für Wartezeiten, 60,3 Prozent halten das nicht für zutreffend.

Ähnlich sind die Werte für eine "Besser"-Behandlung von Privatpatienten. Genau ein Drittel der Hausärzte ist der Meinung, dass Fachärzte Privatpatienten bevorzugen - und auf diese Weise Wartezeiten zustande kommen.

Unangemessene Wartezeiten auf einen Termin beim Facharzt könnten durch eine gezielte Überweisung vermieden werden, meinen drei Viertel der Hausärzte. Das letzte Viertel hält dies nicht für zutreffend.

Geteilter Auffassung sind die Hausärzte darüber, wie weit und mit welchen Methoden sie sich bei der Terminvereinbarung bei einem Facharzt engagieren sollen. Unangemessene Wartezeiten könnten durch eine direkte Terminvereinbarung vermieden werden, meinten 49,1 Prozent - 50,9 Prozent waren gegenteiliger Meinung.

Ungenutzte Potenziale in der Arztpraxis

Auch der Vorschlag von Bundesärztekammer-Präsident Professor Frank Ulrich Montgomery, in dringenden Fällen den Zusatz "besonders eilbedürftig" auf der Überweisung zu vermerken, stößt auf ein geteiltes Echo: 44,4 Prozent der Hausärzte hält dies für hilfreich, 55,6 Prozent glaubt dies nicht.

Die Pläne der Koalition halten freilich die meisten Hausärzte für unwirksam: Die Terminkoordination über eine zentrale Servicestelle der KVen halten 82,5 Prozent für nicht sinnvoll, 84,6 Prozent lehnen den Anspruch von Patienten auf ambulante Krankenhausbehandlung nach vierwöchiger Wartezeit ab.

Dem setzen die Hausärzte ein Versprechen entgegen: 95,3 Prozent sagen, in dringenden Fällen sorge die Praxis aktiv für einen zeitnahen Facharzttermin. Aber eben nur, wenn dies wirklich notwendig ist.

Dass eine Praxis generell auf Wunsch des Patienten Facharzttermine vereinbart, kommt nur in 28 Prozent der Praxen vor. 72 Prozent tun dies nicht. Grund dafür, so sagen zwei Drittel der Hausärzte, ist der hohe Zeitaufwand.

Andererseits: Dass eine Hausarzt-Praxis generell keine Terminvereinbarung für ihre Patienten macht, ist die absolute Ausnahme. So verfahren nur 3,4 Prozent der Hausärzte.

Dass der Terminservice eher auf Ausnahmen beschränkt bleibt, hat möglicherweise auch mit ungenutzten Potenzialen moderner Informationstechnologie zu tun. Erst 46,6 Prozent der Hausärzte nutzen den Kalender der Praxissoftware.

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