Schmerzpatienten

Schmerzen online aufzeichnen

Mit der Online-Dokumentationsplattform www.mein-schmerz.de für Patienten setzt die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin auf Innovation. Auch für Ärzte, die am DGS-Praxis-Register Schmerz teilnehmen, ergeben sich neue Perpektiven.

Dirk SchnackVon Dirk Schnack Veröffentlicht:
Für eine gute Versorgung von Schmerzpatienten müssen alle Teile zusammenpassen

Für eine gute Versorgung von Schmerzpatienten müssen alle Teile zusammenpassen

© DOC RABE Media / fotolia.com

HAMBURG. Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin (DGS) startet eine Online-Dokumentationsplattform für Patienten. Über "www.mein-Schmerz.de" können diese künftig ihre Schmerzen online erfassen, in Berichtsform ausdrucken und beim Arzt vorlegen. Ziel ist es, dem behandelnden Arzt einen schnellen Überblick über die verschiedenen Aspekte der Erkrankung zu ermöglichen.

Die DGS will mit der kostenlosen Online-Plattform ihr Schmerzregister ergänzen. Ärzte, die am DGS-PraxisRegister Schmerz teilnehmen, können die vom Patienten freigegebenen Daten online in ihr Dokumentationssystem übernehmen und bei Bedarf mit anderen Ärzten und Therapeuten austauschen.

Eigene Zugangsdaten

Patienten können sich mit eigenen Zugangsdaten anmelden, ihre Daten im Verlauf sammeln und analysieren und selbst Einblick gewinnen, wie sie auf verschiedene Therapiemaßnahmen ansprechen. Diese Daten können sie mit den Ärzten gemeinsam bewerten, um bei Bedarf das Behandlungskonzept zu verändern.

Die DGS verspricht sich hiervon neue Ansätze zur Evaluation von Wirksamkeit und Verträglichkeit neuer Behandlungsmaßnahmen, aber auch eine Stärkung der Patientenautonomie und Selbstbestimmung. DGS-Vizepräsident PD Dr. Michael Überall erwartet auch eine Stärkung des selbstbestimmten Handelns und neue Erkenntnisse zu partizipativen Maßnahmen.

"Das System orientiert sich am Patienten und richtet sich nach seinen individuellen Bedürfnissen", sagte Überall. Die Betroffenen legen Instrumente und Zeitpunkte der Dokumentationen selbst fest und behalten nach DGS-Darstellung auch die Datenhoheit. Überall sieht die Patienten damit als "aktive Partner auf Augenhöhe" - für ihn ein wichtiges Kriterium für eine erfolgreiche Behandlung: "Die Behandlung chronischer Schmerzen erfordert die aktive Teilhabe Betroffener und dies wiederum setzt voraus, dass Patienten wissen, wie es ihnen geht und wo der Schuh drückt."

Alle auf der Plattform gesammelten Daten gehen in anonymisierter Form in den Bestand des Schmerzregisters und stehen für künftige Versorgungsforschungsprojekte zur Verfügung. Überall betont zwar, dass kein Interesse an personalisierten Individualdaten bestünden, weiß aber auch: "Aufgrund dieser obligaten Verknüpfung werden wir zwangsläufig nicht alle Patienten und nicht alle Therapeuten bzw. Einrichtungen für eine aktive Teilnahme gewinnen können."

Das DGS Schmerzregister umfasste zum Stand Mai 2016 Daten zu 107852 schmerzmedizinischen Behandlungen. Darunter waren Daten zur Behandlung von u.a. rund 56000 Menschen mit Rückenschmerzen, 17000 mit Gelenkschmerzen und jeweils 10000 mit Nervenschmerzen bzw. Kopfschmerzen. Derzeit erweitert sich das Register arbeitstäglich um Routinedaten von 180 Patienten.

Europaweit 4000 Mitglieder

Die Deutsche Gesellschaft für Schmerzmedizin hat europaweit rund 4000 Mitglieder und veranstaltet in 129 regionalen Schmerzzentren interdisziplinäre Schmerzkonferenzen. Zu ihren Kernforderungen gehören wie berichtet die Einführung eines Facharztes für Schmerzmedizin, eine bessere Vernetzung aller beteiligten Fach- und Berufsgruppen und eine Aufstockung der Ärzte, die in Vollzeit Schmerzpatienten behandeln. Dies machen nach DGS-Angaben aktuell nur rund 400 Ärzte in Deutschland. Weil nach Angaben der Gesellschaft 23 Millionen Menschen an chronischen Schmerzen leiden, wären nach ihrer Berechnung mindestens 10000 Schmerzmediziner erforderlich.

Weitere Informationen:

www.mein-schmerz.de

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