Hausärzte aufs Land

NRW weitet Förderprogramm aus

Hausärzte für ländliche Regionen dringend gesucht! Die Landesregierung NRW setzt jetzt auf die Erweiterung eines Förderkonzepts, das seit 2009 auf steigendes Interesse stößt.

Ilse SchlingensiepenVon Ilse Schlingensiepen Veröffentlicht:
Wie ein Puzzlespiel: Auch in NRW passiert viel, um die ambulante Hausarztversorgung sicherzustellen.

Wie ein Puzzlespiel: Auch in NRW passiert viel, um die ambulante Hausarztversorgung sicherzustellen.

© gwolters / iStock

KÖLN. Die nordrhein-westfälische Landesregierung weitet das Hausarztaktionsprogramm aus, mit dem sie Engpässen in der ambulanten hausärztlichen Versorgung in ländlichen Regionen begegnen will. Künftig sollen die Förderangebote auch Ärzten in größeren Kommunen als bisher zur Verfügung stehen.

Außerdem plant das Land weitere Maßnahmen zur Stärkung der hausärztlichen Versorgung.

Das geht aus einem Bericht hervor, den das Landesgesundheitsministerium auf Bitten der CDU-Landtagsfraktion an den Gesundheitsausschuss des Landtags geschickt hat. "Die Erweiterungen des Programms sollen noch in 2016 wirksam werden", heißt es dort.

1,8 Millionen Euro für 2016 verplant

Das Hausarztaktionsprogramm läuft seit 2009. Seit 2011 stellt das Land dafür jährlich 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Bislang sind zwar in keinem Jahr die Mittel komplett abgerufen worden, das Interesse ist über die Jahre aber kontinuierlich gestiegen.

Während im Jahr 2011 insgesamt 625.000 Euro an Hausärzte geflossen sind, waren es 2015 schon knapp 1,6 Millionen Euro. Für das laufende Jahr sind nach Angaben des Gesundheitsministeriums 1,8 Millionen Euro verplant.

Mit dem Geld fördert das Land Niederlassungen oder die Anstellung von Ärzten mit bis zu 50.000 Euro sowie die Gründung oder Übernahme von Zweigpraxen mit bis zu 10.000 Euro. Auch für die Beschäftigung von Weiterbildungsassistenten steht Geld zur Verfügung.

Zurzeit dürfen die Kommunen, in denen Hausärzte von dem Programm profitieren können, nicht mehr als 25.000 Einwohner haben. Künftig liegt die Grenze bei 40.000 Einwohnern. Es kommen solche Gebiete in Frage, "in denen in Zukunft die hausärztliche Versorgung mit Blick auf die Altersstruktur der Hausärzteschaft durch das Ausscheiden von Hausärztinnen und Hausärzten bedroht ist beziehungsweise mittelfristig gefährdet sein kann", führt der Bericht aus.

Durch die Ausweitung des Programms will das Gesundheitsministerium unter Leitung von Barbara Steffens (Grüne) das Interesse an dem Hausärzteprogramm noch weiter stärken.

Weitere Maßnahmen geplant

Das Ministerium kündigt in dem Bericht an, dass das Programm auch durch weitere Maßnahmen und Initiativen weiterentwickelt werden soll.

Als Beispiele genannt werden: die Stärkung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen, die Verbesserung der Rahmenbedingungen für das Medizinstudium, die Förderung arztentlastender Maßnahmen niedergelassener Ärzte insbesondere bei Hausbesuchen sowie die Förderung der Errichtung von Lehrpraxen.

In der Telemedizin sieht das Land Potenzial zur Sicherung und Verbesserung der medizinischen Versorgung. "Telemedizin kann Ärztinnen/Ärzte bei ihrer Arbeit vor Ort aber nur unterstützen, nicht ersetzen."

Die Entwicklungen seien insbesondere dafür geeignet, zentralisierte Ressourcen der spezialisierten fachärztlichen Versorgung auch in der Fläche verfügbar zu machen, vor allem bei diagnostischen Verfahren.

Nach dem Bericht praktizieren in diesem Jahr in Nordrhein 6238 Hausärzte, was 5926,4 Vollzeitäquivalenten entspricht. Zum Vergleich: 2012 waren es 6099 Hausärzte und 5910,2 Vollzeitäquivalente. In Westfalen-Lippe gab es dagegen im selben Zeitraum einen Rückgang: Von 4875 auf 4847 Hausärzte und von 4781,0 auf 4682,5 Vollzeitäquivalente.

In Nordrhein liegt 2016 der Altersdurchschnitt der Hausärzte bei 55 Jahren, der Frauenanteil beträgt 40,7 Prozent. In Westfalen-Lippe sind die Hausärzte im Schnitt 55,5 Jahre alt, der Frauenanteil liegt bei 34,5 Prozent.

In beiden Landesteilen ist in den vergangenen vier Jahren die durchschnittliche Fallzahl der Hausärzte gestiegen: in Nordrhein von 3400 im Jahr 2012 auf 3509 in diesem Jahr und in Westfalen von 3979 auf 4125.

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