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Kliniksektor aufgebläht

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Eine Studie sagt, dass die meisten Kliniken überflüssig sind: Zeit, viele zu schließen?

Eine Studie sagt, dass die meisten Kliniken überflüssig sind: Zeit, viele zu schließen?

© Friedberg / fotolia.com

NEU-ISENBURG.  Die stationäre Versorgung in Deutschland ist unnötig aufgebläht und ineffizient. Die Diskussion über Mangel an finanziellen und personellen Ressourcen im Krankenhaus rühre aus der hohen Zahl an Krankenhäusern, hohen Fallzahlen sowie der nach wie vor überdurchschnittlich hohen Verweildauer.

Zu diesem Ergebnis kommt die Nationale Akademie der Wissenschaften "Leopoldina". In einem Thesenpapier machen die Wissenschaftler eine radikale Rechnung auf: Für eine effektive Versorgung reichten 330 Krankenhäuser aus. Derzeit leistet Deutschland sich 1980 Kliniken.

Von den 1371 Kliniken in den Krankenhausplänen der Länder hätten 359 nicht einmal einen Computertomografen. 261 hätten kein einziges Intensivbett. Eine Anpassung der Kapazitäten würde den Personalmangel beheben. Es gebe ausreichend medizinische und pflegerische Fachkräfte. Sie seien aber auf zu viele Häuser verteilt.

Deutschland schneide bei vielen Kennzahlen für die Qualität der stationären Versorgung nicht gut ab, heißt es in dem Papier "Zum Verhältnis von Medizin und Ökonomie im deutschen Gesundheitssystem". So starben im Jahr 2013 8,7 Prozent der Patienten über 45 Jahre, die mit Herzinfarkt in eine Klinik eingeliefert worden sind. Damit nimmt Deutschland Platz 25 von 32 OECD-Ländern ein.

Spitze sei Deutschland hingegen bei der Bettenzahl. Nimmt man den Durchschnitt der EU-15-Länder (die "alten" EU-Mitglieder vor der Osterweiterung) als Maßstab, dann stünden in deutschen Kliniken 320  000 statt 500.000 Betten. Zugleich verfügten von den 1371 Plankrankenhäusern, die Anspruch auf Investitionsförderung haben, 26 Prozent über keinen Computer-Tomographen, 19 Prozent über kein Intensivbett. Hinzu kommt die Unterfinanzierung: Der Investitionsbedarf aller Häuser addiert sich auf rund sieben Milliarden Euro, von den Ländern erhalten sie jährlich nur 2,8 Milliarden Euro.

Dies begünstige die "zweckentfremdete Nutzung von DRG-Erlösen zur Existenzsicherung", schreiben die Autoren, zu denen der frühere Vorstandschef der Charité, Professor Detlev Ganten, und der Berliner Gesundheitsökonom Professor Reinhard Busse gehören. Es sei unzureichend, allein das Fallpauschalensystem als Ursache von Fallzahlsteigerungen anzusehen. Das verstelle den Blick auf "strukturelle Probleme". Durch mehr Geld werde die stationäre Versorgung nicht automatisch effizienter und leistungsfähiger. Gäbe es weniger Kliniken, hätten diese auch geringere Probleme, ausreichend qualifizierte Ärzte zu rekrutieren.

Politiker müssten ihre Steuerungsverantwortung für die Rahmenbedingungen des Gesundheitssystems wahrnehmen, folgern die Autoren. Durch die fehlende politische Gestaltung würden Probleme über die Fallpauschalen "nach unten durchgereicht". (af)

 

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