Aktuelle Studie

Männer fühlen sich kränker als Frauen

Nach der Wiedervereinigung fühlten sich Männer in Ost wie West gesünder als Frauen. Inzwischen halten sich Männer für kränker als Frauen – vor allem im Osten.

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ROSTOCK. Direkt nach der deutschen Wiedervereinigung im Jahr 1990 sahen Männer in den alten und neuen Bundesländern ihre Gesundheit deutlich positiver als Frauen, teilt das Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock mit.

Innerhalb der nächsten 25 Jahre wurden die gefühlten Gesundheitsunterschiede zwischen Frauen und Männern immer kleiner, so das Ergebnis einer Studie von Forschern um die Sozialwissenschaftlerin Mine Kühn vom MPIDR (SSM Popul Health. 2018; online 1. Dezember).

Die Zufriedenheit mit der Gesundheit sei dabei nicht nur ein gutes Maß für die tatsächliche Gesundheit, erklärt Kühn: „Das selbst wahrgenommene Befinden der Menschen sagt gleichzeitig viel über ihr Lebensgefühl aus.“

Für ihre Studie nutzten die Forscher Daten der repräsentativen Befragung „Sozio-oekonomisches Panel“ (SOEP), für die etwa 20.000 Menschen in Deutschland regelmäßig beantworten, wie zufrieden sie mit ihrem Gesundheitszustand auf einer Skala von Null (sehr unzufrieden) bis 10 (sehr zufrieden) sind.

Können Frauen besser mit Stress umgehen?

Kühn analysierte Daten für Menschen im Alter von 20 bis 59, die während der gesamten Untersuchungszeit von 1990 bis 2013 in ihrem Landesteil (Ost bzw. West) wohnten. Sie unterschied dabei nach dem Landesteil und dem Geschlecht und rechnete Einflüsse wie Einkommen und Bildung heraus.

Der Trend zeigt, dass besonders Männer aus Ostdeutschland über die Zeit angaben, sich gesundheitlich schlechter zu fühlen. „Es ist gut möglich, dass die politischen und sozialen Veränderungen seit der Wende gerade für Männer im Osten so viel Stress bedeutet haben, dass ihre Gesundheit – oder zumindest ihr Gesundheitsgefühl – nachhaltig gelitten hat“, meint Kühn.

So sei bekannt, dass Arbeitslosigkeit und anhaltende wirtschaftliche Unsicherheit vermehrt zu ungesundem Verhalten wie Alkoholkonsum oder Rauchen führe.

Dass Männer stärker betroffen seien als Frauen, könne daran liegen, dass Frauen generell über bessere Fähigkeiten verfügten, mit psychosozialem Stress umzugehen, und in schwierigen Zeiten insbesondere mehr von ihrem sozialen Netzwerk profitieren.

Ostdeutsche Frauen sind so sportlich wie westdeutsche

Die ostdeutschen Männer haben inzwischen die schlechtesten gefühlten Gesundheitswerte, direkt nach der Wende waren es noch die ostdeutschen Frauen. Sie könnten darunter gelitten haben, dass direkt nach der Wende vor allem solche Arbeitsplätze wegfielen, die typischerweise Frauen besetzten, glaubt Kühn.

Über die Jahre scheinen sich die Frauen von solchen Belastungen aber erholt zu haben, und die ostdeutschen Männer wurden zur „Problemgruppe“.

Das passe zur Veränderung der Lebensstile, die in anderen Studien untersucht worden seien, sagt Kühn: „Ostdeutsche Frauen erreichen mittlerweile ähnlich gute Werte hinsichtlich sportlicher Aktivität oder Alkoholkonsum wie westdeutsche Frauen.“

Die Männer im Osten hätten beim gesunden Lebensstil hingegen nicht zu denen im Westen aufgeschlossen. Die ostdeutschen Männer leben wie schon vor der Wiedervereinigung so ungesund wie keine der anderen Bevölkerungsgruppen. (eb/ikr)

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