Kommentar
Des Kaisers neue Kleider
In schöner Regelmäßigkeit setzen Kassen einmal im Jahr das Thema Behandlungsfehler auf die Agenda und können darauf bauen, dass es von den Medien aufgegriffen wird. So lange seriös argumentiert wird, können Ärzte nichts dagegen haben. Die jetzt von der TK vorgelegten Zahlen zeigen nicht, dass Ärzte mehr Fehler machen als früher. Sie belegen nur, dass Patienten sich häufiger mit Vermutungen melden, wenn sie von ihrer Kasse vermehrt dazu aufgefordert werden.
Dennoch: Es ist legitim und vom Gesetzgeber gewollt, dass sich die Kassen für ihre Versicherten einsetzen. Wichtiger als die von der TK publizierte und wenig aussagekräftige Zahl ist der Hinweis der Kasse auf die oft erst mit starker zeitlicher Verzögerung gefällten Urteile nach vermuteten Behandlungsfehlern.
Die Haftpflichtversicherer spielen dabei auf Zeit, verstärken die Not für die Betroffenen und erzielen mitunter falsche Kompromisse. Dies ist auch für Ärzte nicht erstrebenswert. Es muss dabei bleiben, dass jeder Vorwurf sorgfältig und von Sachverständigen geprüft wird. Im Interesse aller Beteiligten ist es wichtig, dass vorschnelle Entscheidungen und mögliche Vorverurteilungen unterbleiben.
Mehr Kapazitäten und Expertenkammern an den Gerichten, wie von der TK vorgeschlagen, könnten ein Ausweg sein. Ein anderer Vorschlag liegt schon seit Jahren vor: ein Härtefallfonds. In beiden Fällen gilt: Der Gesetzgeber ist am Zug.