Baden-Württemberg

Medizinstudenten-Demo für zukunftsfeste Uni-Finanzierung

Medizinstudenten haben in Baden-Württemberg für eine bestmögliche medizinische Ausbildung demonstriert. Sie sorgen sich um die finanzielle Ausstattung der Hochschulmedizin.

Von Ingeborg Bördlein Veröffentlicht:
Medizinstudenten aus Heidelberg und Tübingen demonstrieren am Montag in Stuttgart. Ihre Befürchtung: Mögliche Einsparungen in der Ausbildung.

Medizinstudenten aus Heidelberg und Tübingen demonstrieren am Montag in Stuttgart. Ihre Befürchtung: Mögliche Einsparungen in der Ausbildung.

© Bernd Weißbrod/dpa

STUTTGART. In Sorge um die Qualität ihrer Ausbildung haben am Montag über 1250 Medizinstudierende aus Baden-Württemberg vor dem Wissenschaftsministerium in Stuttgart demonstriert.

Unterstützt wurden die Studierenden von Vertretern der Führungsebene der Medizinischen Fakultät an der Universität Tübingen. Studenten wie Hochschulmediziner befürchten eine schlechtere finanzielle Ausstattung der Medizinischen Fakultäten im Land und damit eine Gefährdung der Forschung und Lehre an den vier Uniklinika in Baden-Württemberg.

Hintergrund ist die künftige Hochschulfinanzierung im Solidarpakt III, über die derzeit zwischen Land und Baden-Württembergs Hochschulen verhandelt wird. In dieser Vereinbarung soll die Hochschulfinanzierung für die Jahre 2015 bis 2020 festgeschrieben werden.

Schon bisher klafft eine Finanzierungslücke von jährlich 87 Millionen Euro, die von den Medizinischen Fakultäten in Freiburg, Tübingen, Heidelberg und Ulm aufgebracht werden müssen, um die Kostensteigerungen aufzufangen, sagte der Sprecher der Dekane der vier Uniklinika Professor Ingo Authenrieth aus Tübingen.

Drei Prozent oder fünf Prozent mehr pro Jahr?

Das baden-württembergische Wissenschaftsministerium will sich bei der künftigen Grundfinanzierung an den Vorschlägen des Wissenschaftsrates orientieren, welche einen Inflationsausgleich plus ein Prozent vorsehen. Das wäre eine jährliche Steigerung von etwa drei Prozent.

Die baden-württembergischen Hochschulmediziner orientieren sich indes an der jährlichen Forschungsförderung des Bundes für außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie die Helmholtz-Gemeinschaft und Max Planck-Institute mit einer jährlichen Steigerungsrate der staatlichen Grundfinanzierung von fünf Prozent.

Dieser Zuwachs sei auch für die Universitätsmedizin notwendig, forderte Authenrieth. Anderenfalls drohe der Verlust der Spitzenstellung in der Forschung, den insbesondere die Exzellenz-Universitäten Heidelberg, Freiburg und Tübingen derzeit innehätten.

Gewarnt wird zudem vor Verschlechterungen bei der Lehre. Neue Lehrkonzepte wie etwa Kleingruppenunterricht am Krankenbett könnten dann nicht mehr finanziert werden, warnte Authenrieth kürzlich in einem Beitrag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".

Gut ausgebildete Ärzte brauche es angesichts des drohenden Ärztemangels gerade zur Versorgung der Menschen auf dem Land, so der Dekan. In dieselbe Kerbe schlagen auch die angehenden Jungmediziner.

Die Medizinstudierenden forderten eine höhere Grundfinanzierung sowie mehr Landesmittel, um die qualitativ hochwertige Lehre an den Uniklinika in Baden-Württemberg sicherzustellen.

Das Land soll Prioritäten setzen

Eine Entwicklung in der grün-roten Wissenschaftspolitik des Landes Baden-Württemberg sehen die Hochschulmediziner mit besonderer Sorge. So finde derzeit eine politisch gewollte Homogenisierung aller Hochschuleinrichtungen- von der Fachhochschule bis zur Exzellenz-Universität statt.

Dabei werde nicht berücksichtigt, dass Exzellenz-Einrichtungen eine höhere finanzielle Ausstattung benötigten, um ihre Spitzenstellung halten zu können, mit der sich das Land allzu gerne rühme, so Authenrieth. Hier müssten Prioritäten gesetzt werden.

Beim Solidarpakt III gehe es dem Ministerium gerade um eine auskömmliche und verlässliche Grundfinanzierung, erklärte ein Sprecher des Wissenschaftsministeriums, Dr. Arndt Oschmann, auf Anfrage der "Ärzte Zeitung". Das Ministerium arbeite daran, einen Teil der Zweitmittel in die Grundfinanzierung zu überführen und sie damit "langfristig, flexibel und zeitlich übertragbar unbefristet zur Verfügung zu stellen".

Damit solle der bisherige Zustand - eine zunehmend programm- und projektbezogene befristete Finanzierung bei sinkendem Anteil der Grundfinanzierung - beendet werden.

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