Medizinstudierende

Privatisierung ist für die Lehre "verheerend"

Studierende ziehen Bilanz zehn Jahre nach der Privatisierung des Uniklinikums Marburg/Gießen.

Veröffentlicht:

MARBURG. Die Privatisierung des Universitätsklinikums Marburg und Gießen hat nach Überzeugung von Studierenden "verheerende Folgen" für Forschung und Lehre.

Anlässlich des zehnjährigen Jahrestags der Übernahme des Klinikbetriebs durch die Rhön-Kliniken kritisiert Maria Hagen, hochschulpolitische Referentin des Asta Marburg, dass kaum noch Zeit und Energie für die Ausbildung der Studierenden übrig bleibe.

"Die Gewinnorientierung eines privatwirtschaftlichen Konzerns führt zu einer unverantwortlich hohen Arbeitszeitverdichtung bei Ärzten", sagte sie. Lehrende träfen verspätet zu Lehrveranstaltungen ein oder gingen vorzeitig, weil sie noch Aufgaben in der Krankenversorgung zu erledigen hätten.

Die Hochschullehrer des Fachbereichs Medizin sind zugleich Angestellte des Rhön-Konzerns. Doch in der "Profitlogik" komme der Lehre der geringste Wert zu, so Hagen.

Auch die Forschung leide unter fehlenden Investitionen und Stellen. Dies zeige sich in der schlechten Betreuung von Promovierenden. Zudem gebe es nicht genug Promotionsplätze.

Medizinstudent Lars Ruttkowski berichtet: "Ein unangenehmes Lernklima ist durch die Überlastung der Ärzte an der Tagesordnung." Das Betreuungsverhältnis sei schlecht. Zudem würden sie zum Teil von didaktisch unqualifizierten Lehrkräften unterrichtet.

Das habe auch Folgen für die Zukunft des Uniklinikums in Marburg. Es hätten nur wenige Absolventen Lust, selbst als Ärzte für das Großkrankenhaus zu arbeiten. Es werde dadurch immer schwieriger, angemessen ausgebildetes, motiviertes Personal zu finden. "Die Standorte Marburg und Gießen werden damit nachhaltig geschädigt", so Ruttkowski.

Der Asta der Marburger Philipps-Universität fordert, die "katastrophalen Folgen" für die Lehre müssten thematisiert werden, so Asta-Referentin Elisabeth Kula: "Die Lehre am Universitätsklinikum muss wieder aufgewertet und ihre Unabhängigkeit sichergestellt werden." (coo)

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Krankenkassen haben zum Jahreswechsel schlechte Botschaften für ihre Mitglieder: die Zusatzbeiträge steigen stark. Die Kritik an versäumten Reformen der Ampel-Koalition ist einhellig.

© Comugnero Silvana / stock.adobe.com

Update

62 Kassen im Beitragssatz-Check

Höhere Zusatzbeiträge: So teuer wird Ihre Krankenkasse 2025