Digitalisierung
Die meisten Patienten würden Gesundheitsdaten mit Ärzten teilen
Fast jedem Bundesbürger ist auch im digitalen Zeitalter die persönliche Beratung durch den Arzt wichtig. Aber: Über drei Viertel sehen es als Vorteil, wenn Ärzte auf ihre Gesundheitsdaten direkt zugreifen könnten, so eine Umfrage.
Veröffentlicht:KÖLN. Die meisten Deutschen stehen der Digitalisierung im Gesundheitswesen positiv gegenüber. Nach einer aktuellen Untersuchung glauben nur 15 Prozent, dass die Nachteile der Digitalisierung überwiegen, 41 Prozent sehen dagegen mehr Vor- als Nachteile.
Laut der Studie "Zukunft der Gesundheitsversorgung" der pronovaBKK bewerten Männer die Digitalisierung positiver. In die bevölkerungsrepräsentative Untersuchung waren 1000 Deutsche ab 18 Jahren einbezogen. Sie zeigt, dass die Digitalisierung bei Privatversicherten besser abschneidet als bei als gesetzlich Versicherten.
Die meiste Zustimmung erhielt mit 77 Prozent die Aussage, dass es ein Vorteil ist, wenn die Daten über Diagnosen, Medikamente, Behandlungen, Allergien oder ähnliches zentral gespeichert sind und Haus- und Fachärzte sich jederzeit einen umfassenden Überblick über den Gesundheitszustand eines Patienten verschaffen können. Nur 23 Prozent sind da skeptisch.
Ländlicher Raum könnte profitieren
70 Prozent gehen davon aus, dass digitale Angebote gerade im ländlichen Raum als Ergänzung zur Gesundheitsversorgung vor Ort die Versorgung verbessern. Allerdings befürchten gleichzeitig 62 Prozent durch immer mehr digitale Angebote eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung vor Ort.
Nach der Umfrage würden es 56 Prozent begrüßen, wenn Ärzte auch Behandlungen per Video- oder Onlinekonferenz sowie per Telefon durchführen dürfen, wenn eine körperliche Untersuchung nicht zwingend notwendig ist.
Bei der Einhaltung von Datenschutzvorschriften hält die Bevölkerung Ärzte für besonders vertrauenswürdig. 79 Prozent haben sehr großes oder eher großes Vertrauen in Ärzte, bei Apotheken sind es 78 Prozent und bei Krankenhäusern 65 Prozent. 67 Prozent trauen dem Datenschutz bei den gesetzlichen Kassen, bei der PKV sind es 51 Prozent.
An den ausreichenden Datenschutz bei Facebook glauben nur 12 Prozent, bei Anbietern von Fitness-Apps und Wearables sind es 20 Prozent.
98 Prozent der Befragten ist die persönliche Beratung durch Fachärzte sehr oder eher wichtig, bei den Hausärzten sind es 97 Prozent. 77 Prozent halten die Vor-Ort-Beratung durch Krankenkassen für wichtig. Wenn es um die Aufgaben der Kassen geht, spielt die Beratung für die meisten eine eher untergeordnete Rolle.
Hier dominieren klar die Abrechnung und Bezahlung von Leistungen (72 Prozent) und die Bewilligung oder Ablehnung von Leistungen (67 Prozent). Als Lotsen für ihre Versicherten im Gesundheitswesen sehen nur 11 Prozent die Kassen.
Die Umfrage-Teilnehmer wurden auch gefragt, welche Vorteile sie darin sähen, wenn die Kassen anonymisierte Daten über die Behandlungen ihrer Versicherten und Infos über Leistungserbringer auswerten und nutzen dürften. 44 Prozent erwarten, dass das Gesundheitswesen dadurch effizienter würde. Nur 22 Prozent sähen keine Vorteile in der Datenfreigabe.
Kassenberater stößt auf geteiltes Echo
Wenn Kassen die ihnen verfügbaren Daten nutzen dürften, würden sich 45 Prozent der Befragten am ehesten über Leistungen beraten lassen, 44 Prozent über Behandlungsmethoden. Lediglich 12 Prozent würden sich von einer Kasse überhaupt nicht beraten lassen.
36 Prozent gaben an, dass sie ein solches Angebot annehmen würden, aber nicht möchten, dass die Initiative von der Kasse ausgeht. 33 Prozent würden es begrüßen, wenn die Kasse von sich aus auf die Versicherten zukommt und ihnen Empfehlungen zur Gesundheitsversorgung gibt.
Lutz Kaiser, Vorstand der pronovaBKK, sieht in der Umfrage ein klares Statement der Versicherten zur Datenfreigabe für die Kassen. "Sie wünschen sich eine aktivere Rolle der Krankenkassen im Gesundheitssystem, insbesondere durch persönliche Beratung", sagt er. "Es liegt in der Hand des Gesetzgebers, dafür die nötigen Voraussetzungen zu schaffen."