E-Health
E-Rezept ist in Echtzeit in der Apotheke
Die Möglichkeiten der Telemedizin werden in Deutschland bei weitem nicht ausgeschöpft. Was heute bereits geht, konnten Besucher vergangene Woche in Frankfurt beim E-Health-Kongress erleben. Zum Beispiel am Stand der Dänen.
Veröffentlicht:FRANKFURT/MAIN. Bo Gandil, Hausarzt in Dänemark, macht es auf dem E-Health-Kongress 2017 in Frankfurt vor: Er verordnet am Stand des dänischen Gesundheitsportals Sundhed.dk vor den Augen des hessischen Gesundheitsministers Stefan Grüttner einem Patienten ein Antibiotikum, doch das Rezept wird nicht ausgedruckt, sondern verschwindet als E-Rezept in der Gesundheits-Cloud Dänemarks. Dort ist es quasi sofort verfügbar, als der Patient das Medikament in der auf einem anderen Rechner des Standes simulierten Apotheke abholen will. Per Handy macht er das Rezept online dem Apotheker zugänglich, der es dann direkt beliefert.
Die kleine Szene wäre in Deutschland nicht vorstellbar. Hierzulande ist das E-Rezept noch nicht einmal echte Zukunftsmusik, jedenfalls gibt es kein konkretes Datum der Einführung dieser Anwendung. Auch ein weiterer Punkt wird in Deutschland so bald nicht realisierbar sein, auch nicht mit Hilfe der Gesundheitskarte: der Einsatz des Smartphones des Patienten. Er ist bislang nicht vorgesehen in der Telematikinfrastruktur.
Die Dänen gelten bei der Digitalisierung der Gesundheitsversorgung in Deutschland seit Jahren als Vorbild. Sogar der Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte Dr. Morten Elbaek Petersen, Direktor des Gesundheitsportals Sundhed.dk, vor einiger Zeit ausführlich Rede und Antwort gestanden, wie E-Health in Dänemark funktioniert: Die Gesundheitsdaten werden als Kopie auf einem zentralen Server gespeichert und sind dort für Ärzte und andere Angehörige von Gesundheitsberufen, die in die Behandlung des Patienten involviert sind, direkt abrufbar. Das Portal wird rege genutzt – von Ärzten wie Patienten. Ein Video dieses Gesprächs mit Merkel zeigte Petersen in Frankfurt beim Kongress, als er das Portal vorstellte.
Petersen zeigte auch, welchen Nutzen Hausärzte – abgesehen vom E-Rezept – von dem Portal haben: Sie schicken Arztbriefe über das System, an Kollegen, aber auch an Pfleger; sie geben Zugriff auf Bilddaten, auf Befunde von Fachärzten und von Psychologen sowie Physiotherapeuten. Aber sie erhalten auch selbst direkten Zugriff auf Befunde von Radiologen, medizinischen Labors, Krankenhäusern, Pflegeheimen und ambulanten Pflegern. Die Deutschen Ärzte werden auf diesen Komfort noch lange warten müssen.
E-Rezept
- Das elektronische Rezept gehörte zu den ersten (Teil-)Projekten, die über die Gesundheitskarte realisiert werden sollten.
- Mit E-Rezept könnten hunderte Millionen Papierformulare eingespart werden. Dafür speichert der Arzt die Verordnungsdaten digital signiert im Netz oder auf der eGK. Von dort kann der Apotheker sie abholen.
- Unter den eGK-Projekten zur Arzneiversorgung ist nur der Medikationsplan, zunächst auf Papier, später auf der Karte, für eine höhere Arzneimitteltherapiesicherheit übrig geblieben. Das E-Rezept steht derzeit nicht mehr auf der Prioritätenliste für die eGK.