Breitband
Niedersachsen will für E-Health schneller werden
Die neue rot-schwarze Landesregierung will in Niedersachsen auch die Telemedizin voranbringen. Bis Mitte kommenden Jahres soll ein Masterplan ausgearbeitet werden.
Veröffentlicht:HANNOVER. Niedersachsen will in den nächsten Jahren eine Milliarde Euro in den Ausbau der digitalen Infrastruktur stecken. Das kündigte der neue Niedersächsische Minister für Digitales, Dr. Bernd Althusmann (CDU) am Dienstag auf dem ersten Niedersächsischen "Digitalgipfel Gesundheit" in Hannover an. "Wir werden eine Digitalisierungsoffensive starten, wir brauchen den Breitbandausbau und höchstmögliche Übertragungsgeschwindigkeit!", so Althusmann.
Die Übertragungsgeschwindigkeit in Niedersachsen liege derzeit im Schnitt bei 30 bis 50 Megabit pro Sekunde. Das sei zu wenig. "Es ist die Frage, ob wir in Niedersachsen in Sachen E-Health und Smart Health auch mit Blick auf den Ärztemangel schon zukunftsfest aufgestellt sind", so der Minister. Seine Antwort: Nein. Der Weg der Digitalisierung sei zwar längst beschritten. Nun gelte es aber, nicht abgehängt zu werden. Österreich etwa sei mit der elektronischen Patientenakte weiter als Deutschland. "Bei der Digitalisierung sind wir im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ein Entwicklungsland. Fortschritte sind aber nur möglich, wenn wir in Niedersachsen bis 2022, 2025 eine Gigabit-Gesellschaft werden", betonte Althusmann.
Bis Mitte 2018 will die neue große Koalition in Niedersachsen einen Masterplan vorlegen, der die ersten konkrete Projekten umreißt, für die das Geld ausgegeben werden soll. Davon werde auch die medizinische Versorgung profitieren, heißt es. "Wir stehen vor einem Quantensprung in der Gesundheitskommunikation", sagte Dr. Martina Wenker, Präsidentin der Niedersächsischen Ärztekammer. Videokonsil, der elektronische Medikationsplan oder die elektronische Patientenakte – die Ärzte, so Wenker, müssten den Wandel mitgestalten. Gerade das ländliche Niedersachsen sei geeignet für telemedizinische Anwendungen, die Patienten in abgelegenen Gebieten zu versorgen helfen. Sie dürften aber auf keinen Fall die persönliche ärztliche Versorgung ersetzen. Die Patienten brauchen weiterhin uneingeschränkten Zugang zum Arzt ihres Vertrauens, so Wenker.
Dr. Gisbert Voigt, Kammervorstand und wissenschaftlicher Leiter des Digitalgipfels, warnte vor der Unzahl von Gesundheits-Apps ohne jede Kontrolle: "Wir brauchen eine Zertifizierung der Gesundheits-Apps", sagte Voigt. Sie dürfen nicht zur Datensammelstelle verkommen. "Sofern Gesundheits-Apps im Rahmen von Leistungen der gesetzlichen oder privaten Krankenversicherung eingesetzt werden, dürfen sie nicht primär der Gewinnmaximierung dienen, sondern ausschließlich gesundheitlichen Zwecken!", ergänzte Wenker.
Zum Thema Datensicherheit gab Dr. Fabian Schmieder, Professor für IT-Recht an der Hochschule Hannover, zu bedenken, man werde auch mit Gesundheitsdaten künftig "in den Bereich der Risiko-Orientierung kommen". Man müsse bewusst kalkulierte Risiken eingehen. "Die Zeiten, wo Daten absolut sicher waren, sind vorbei." Letztlich müsse jeder Patient selber entscheiden, wie seine Gesundheitsdaten verarbeitet werden.