Digitalisierung
Ärzte wünschen sich mehr E-Health in der Praxis
Noch sind digitale Versorgungslösungen im Gesundheitswesen nicht sehr weit verbreitet. Doch Ärzte sind dabei nicht die Bremser, sondern viele sehen bei E-Health-Anwendungen konkreten Nutzen. Das zeigt der DAK-Digitalisierungsreport 2018.
Veröffentlicht:BERLIN. Ärzte wünschen sich mehr E-Health-Anwendungen in der Praxis. Das zeigt der aktuelle DAK-Digitalisierungsreport 2018, der am Donnerstag der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Demnach sehen viele Ärzte in digitalen Versorgungslösungen wie Online-Coaching, Gesundheits-Apps, Videokonferenzen und selbst in der reinen Online-Konsultation von Ärzten in einem Callcenter realistische und auch sinnvolle Szenarien, die sie auch selbst anwenden würden, wenn es möglich wäre.
Für die Studie haben die DAK-Gesundheit zusammen mit der "Ärzte Zeitung", SpringerMedizin.de, dem Hartmannbund, der EPatient RSD GmbH und dem Ärztenetzwerk esanum.de im September und Oktober 2017 eine Online-Befragung gemacht, an der sich insgesamt 1147 Ärzte beteiligt haben.
Rund 80 Prozent der Teilnehmer nennen beispielsweise Videosprechstunden und Online-Coachings als sinnvolle Ansätze. Bei jungen Ärzten ist die Zustimmung zu digitalen Ansätzen deutlich höher als bei bereits länger als 20 Jahre im Berufsleben stehenden Ärzten. Doch auch das Gesamtbild über alle Teilnehmergruppen ist positiv.
Der Vorsitzende des Hartmannbunds Dr. Klaus Reinhardt sieht die Studie als positives Signal für die künftige Entwicklung in Deutschland. "Die Befragung belegt die große grundsätzliche Bereitschaft der Kolleginnen und Kollegen, sich den neuen digitalen Möglichkeiten zu öffnen und diese als Chancen neuer Wege in der Versorgung zu sehen", so Reinhardt laut Pressemitteilung.
"Um die Digitalisierung ambulanter Versorgung voranzubringen, ist es entscheidend, die Effizienzvorteile digitaler Lösungen herauszustellen und Ärzten Wege zu zeigen, wie sie ihre Prozesse mit Hilfe von Telemedizin und Online-Kommunikation beschleunigen können", sagt Wolfgang van den Bergh, Chefredakteur der Ärzte Zeitung und Director News & Politics bei Springer Medizin.
Bisher werden digitale Versorgungslösungen zum Teil von widrigen Rahmenbedingungen wie fehlenden Abrechnungsmöglichkeiten und rechtlichen Hürden behindert, zum Beispiel vom Verbot einer Fernbehandlung, wenn der Patient dem Arzt unbekannt ist. "Das Fernbehandlungsverbot muss modifiziert werden, um mehr Spielräume für digitale Lösungen zu schaffen", kommentiert Andreas Storm, Vorstandschef der DAK-Gesundheit.
Die bisher am weitesten verbreitete digitale Versorgungslösung ist laut Digitalisierungsreport der E-Arztbrief, mit dem bereits 24 Prozent der Teilnehmer zu tun gehabt haben. 67 Prozent haben zumindest bereits davon gehört. Am wenigsten bekannt ist dagegen die Online-Patientenakte, auf die Patienten mit dem Smartphone zugreifen können. Von einer solchen E-Akte haben erst 52 Prozent der Teilnehmer gehört. Einen klaren Nutzen sehen beispielsweise 50 Prozent der Teilnehmer in der schnelleren Verbreitung von Leitlinien unter Ärzten. 42 Prozent sehen klare Vorteile in einer besseren Nachvollziehbarkeit der Therapietreue der Patienten. (ger)