Smarth Health

Wien zeigt der Welt, wo es lang geht

E-Health und Mobile Health können sich vor allem in einer intelligenten, vernetzten Stadt voll entfalten. Wien ergattert sich erneut den Siegerplatz beim weltweiten „Smart City Strategy Index“ und setzt unter anderem auf intelligente Gesundheitslösungen.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Bis 2050 soll Wien zur Smart City mit digitalen Services werden.

Bis 2050 soll Wien zur Smart City mit digitalen Services werden.

© Christian Jobst/PID

WIEN. „Smart City Wien für alle“: Vor fünf Jahren präsentierte Wiens damaliger Bürgermeister Michael Häupl zusammen mit der Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou eine Strategie, die die österreichische Kapitale bis 2050 zu einer voll vernetzten Stadt werden lassen soll, die ihren Bürgern auf zentralen Sektoren allerlei intelligente Dienstleistungen bereitstellt – einschließlich digital gestützter Gesundheitslösungen.

Das Besondere: Die Strategie beinhaltet auch die regelmäßige Messung des Implementierungsfortschritts. Das Konzept scheint aufzugehen.

Denn: Zum zweiten Mal in Folge ist Wien von der Strategieberatung Roland Berger zur smartesten Stadt der Welt gekürt worden – verteidigt sie im aktuellen „Smart City Strategy Index“ die Pole-Position. Hinter Wien landet diesmal London auf Platz zwei; Rang drei belegt St. Albert in Kanada.

Die Studie vergleicht 153 Städte weltweit und erhebt, welche Kommune die smartesten Lösungen für Herausforderungen wie steigende Bevölkerungszahlen, Verkehr und Klimaschutz hat sowie digitale Lösungen einsetzt, die ihren Bürgern einen Nutzen bringen.

Tablet und Smart Watch für Senioren

Wien punktet in der Rangliste mit einer ausgereiften Smart-City-Strategie, die auch in konkreten Projekten umgesetzt wird. „Die österreichische Hauptstadt überzeugt mit ihrer ganzheitlichen Rahmenstrategie und innovativen Lösungen für Mobilität, Umwelt, Bildung, Gesundheit und Verwaltung sowie einer Fortschrittskontrolle der einzelnen Projekte“, attestiert Thilo Zelt, Partner bei Roland Berger.

„Wien punktet zum Beispiel mit einem fortschrittlichen E-Health-System und bietet als erste deutschsprachige Stadt offene Verwaltungsdaten“, ergänzt Zelt. Insgesamt werden für den Index zwölf Kriterien und 31 Unterkriterien bewertet.

Diese reichen vom Thema Wohnen über Infrastruktur, Wirtschaftsfreundlichkeit, Bildung bis zum Gesundheitssystem – die Healthcare-Bewertung hat einen Anteil von insgesamt 8,3 Prozent am Gesamtindex, wobei die Segmente Gesundheitsinformationssysteme, Ambient Assisted Living sowie Telemedizin jeweils separat benotet werden. Wien holt im aktuellen Index 74 von insgesamt 100 möglichen Punkten.

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig will sich indes nicht auf den Lorbeeren ausruhen. „Dass Wien im Ranking ganz vorne landet und es sich in Wien so gut leben lässt, ist keine Selbstverständlichkeit und alles andere als eine ‚gmahde Wiesn‘. Es gilt, die Stadt der Zukunft zu entwickeln und weitere Schritte wissensbasiert einzuleiten“, ließ er anlässlich der Präsentation der Studie verlauten.

„Wien darf keine Stadt der zwei Geschwindigkeiten werden, in der nur die Eliten von der Digitalisierung profitieren“, warnte Ludwig. Deshalb setze die Stadt auch auf Digitalisierung bei Jüngsten – binnen drei Jahren soll jede städtische Schule mit W-LAN ausgestattet sein; ältere Menschen wiederum sollen mit dem Heim-Assistenz-System „WAALTeR“ mit den Möglichkeiten der Digitalisierung vertraut gemacht werden.

Das Forschungsprojekt WAALTeR (Wiener Active and Assisted Living Testregion) untersucht Möglichkeiten, die zunehmende Digitalisierung des Alltages für Senioren zu nutzen. Mithilfe neuer Technologien und Services – das WAALTeR-Tablet und die Smart Watch mit Notrufknopf – sollen ältere Menschen sozial integriert und ihnen möglichst lange ein selbstbestimmtes Leben im gewohnten Umfeld ermöglicht werden. Durch Unterstützung bei Gesundheitsversorgung, Sicherheit und Mobilität werde eine hohe Lebensqualität der Senioren erhalten.

Erste Rückmeldungen aus mehr als 80 Wiener Testhaushalten zeigen, wie es auf der Projekt-Website heißt, dass die Senioren die für sie neuen digitalen Möglichkeiten interessiert annehmen und sie als großen Mehrwert im Alltag wahrnehmen.

Um auch in Zukunft wettbewerbsfähig zu bleiben, baue Wien außerdem die digitale Infrastruktur aus – zum Beispiel mit dem neuen Mobilfunkstandard 5G, der unter anderem die Basis für telemedizinisch-gestützte Eingriffe in Echtzeit, also ohne Latenz, darstellt.

IT-Campus bündelt Ressourcen

Die Wiener haben frühzeitig erkannt, dass die Digitalisierung auch neue Möglichkeiten im Gesundheitsbereich eröffnet. So heißt es in der Smart City-Strategie der Stadt unter anderem, die Versorgungsqualität für die Patienten solle durch den Einsatz innovativer Technologien laufend erhöht werden.

Das Gesundheits- und Pflegesystem der Stadt Wien solle zudem durch den Einsatz mobiler Gesundheitsservices („mHealth“), durch Social Media, sowie die Weiterentwicklung von Patientenportalen noch effizienter und moderner werden. Alle technologischen Lösungen der Stadt Wien trügen dabei den hohen datenschutzrechtlichen Anforderungen Rechnung, die im Zusammenhang mit Gesundheitsdaten bestehen.

IT stelle das Nervensystem des Gesundheitssystems in der „Smart City Wien“ dar, heißt es weiter.

Daher wurden die IT-Ressourcen gebündelt. Am IT-Campus „STAR22“ sollen die rund 1000 qualifizierten Mitarbeiter der drei IT-Abteilungen des Magistrats, des Wiener Uniklinikums und des Krankenanstaltenverbunds – sofern sie nicht vor Ort erforderlich sind – zusammenarbeiten, erläuterte Ulrike Huemer, Chief Information Officer der Stadt Wien, mit Verweis auf das neu errichtete Rechenzentrum in Wien Donaustadt. Von dort aus würden Kliniken, Patienten und Pflegeheime rund um die Uhr mit modernen und effizienten IT-Services versorgt.

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