Grundstücksspekulation mit Rendite und gutem Gewissen

Eine neue Generation von Waldfonds verspricht Anlegern hohe Renditen mit Aufforstungen im Regenwald oder mit Grundstücken in Rumänien - doch die Risiken sind erheblich.

Von Richard Haimann Veröffentlicht:

In ökologischen Unternehmerkreisen ist Leo Pröstler eine Größe: 1987 gründete er erfolgreich den Versandhandel Waschbär, spezialisiert auf Wäsche aus Naturtextilien, tierversuchsfreie Kosmetik und Möbel aus Plantagenholz. Jetzt will er wieder zeigen, dass sich mit gutem Gewissen einträgliche Renditen erzielen lassen - mit nachhaltiger Forstwirtschaft in Costa Rica.

Fast 7,8 Millionen Euro hat Pröstler für seinen ersten Bauminvest-Fonds eingesammelt, will damit Weideland im zentralamerikanischen Staat mit einheimischen Baumsorten und Teakholz aufforsten. Durch den sukzessiven Abverkauf von Holz und der Veräußerung der Grundstücke sollen die Anleger nach voraussichtlich 20 Jahren insgesamt 332 Prozent ihres investierten Kapitals zurückerhalten.

Jetzt zieht Pröstler bereits den zweiten, acht Millionen Euro schwerer Fonds nach: "Nachhaltig orientierte Investmentvehikel sind bei verantwortungsbewussten Anlegern gefragt." Denn Holz ist nicht nur ein begehrter Rohstoff, mit dem sich Heizen, Häuser und Möbel bauen und Papier herstellen lässt. Bäume schützen auch das Klima, indem sie Kohlendioxid in Sauerstoff wandeln.

Darum setzt auch der Hamburger Initiator Aquila Capital bei seinem dritten Waldfonds auf die Kombination von Ökonomie und Ökologie. Insgesamt 15 Millionen Euro will das Emissionshaus einsammeln, um Brachland und Regenwaldflächen in Brasilien nachhaltig forstwirtschaftlich zu nutzen. Über die gesamte Laufzeit von 15 Jahre hinweg sollen die Aquila-Anleger insgesamt 315 Prozent ihres investierten Kapitals vor Steuern zurückerhalten - und sich zugleich eines guten Gewissens erfreuen: "Durch die wirtschaftliche Nutzung wird der Wald vor illegaler Rodung geschützt und bleibt dauerhaft erhalten", sagt Aquila-Sprecherin Martina Rühmann.

Mit den neuen Öko-Forstfonds treten die Initiatoren in Konkurrenz zu Anbietern traditioneller, rein Rendite orientierter Waldfonds. Der Initiator Nordcapital hat gerade einen neuen 30 Millionen Euro schweren Fonds aufgelegt, um Waldgrundstücke in Rumänien zu erwerben. Der Gesamtmittelrückfluss während der Laufzeit von zwölf Jahren könnte bis zu 250 Prozent des investierten Kapitals nach Steuern betragen, so Geschäftsführer Florian Maack.

Das vor allem für geschlossene US-Immobilienfonds bekannte Emissionshaus Jamestown hat für seinen aktuellen Timber-Fonds bislang 27 Millionen US-Dollar (18 Millionen Euro) eingesammelt, um Forsten in South Carolina zu erwerben. Wenn der Fonds nach 15 Jahren aufgelöst wird, sollen Anleger voraussichtlich 220 Prozent des eingesetzten Eigenkapitals zurückerhalten.Die Mindestbeteiligungssumme bei den Waldfonds liegt in der Regel bei 10 000 Euro plus fünf Prozent Agio. Wie bei allen geschlossenen Fonds gehen Anleger eine unternehmerische Beteiligung ein und können daher im schlimmsten Fall ihr gesamtes eingesetztes Kapital verlieren. Gefahren lauern an vielen Stellen: "Extreme Witterungseinflüsse wie Wirbelstürme oder Überschwemmungen oder erheblicher Schädlingsbefall" oder Waldbrände könnten die Waldflächen vernichten, heißt es klipp und klar im Emissionsprospekt des Bauminvest-Fonds.

Zudem schwanken die Holzpreise stark, so dass sich eine Ernte nicht jedes Jahr lohnt. Darüber hinaus können bei Aufforstungsprojekten erst nach etlichen Jahren die ersten Bäume geschlagen werden, sagt Beatrix Boutonnet vom Branchendienst Fondstelegramm.de. "Anleger müssen bedenken, dass sie möglicherweise über Jahre keine Ausschüttungen erhalten - und sie am Ende vielleicht sogar Verluste einfahren werden."

Waldfondsinitiatoren im Internet:

www.aquila-waldinvest.de

www.bauminvest.de

www.jamestown.de www.nordcapital.de

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