Anlagen-Kolumne
Deutschland profitiert nicht vom Euro
Würde Deutschland wirklich seit Jahren vom Euro profitieren, wie immer wiederbehauptet wird, so müssten auch die Bürger profitieren. Wie eine aktuelle Studie der EZB zeigt, ist aber das Gegenteil der Fall.
Die Vermögenslage der deutschen Haushalte hat sich seit Einführung des Euros real nicht gebessert. Die Behauptung Deutschland wäre der größte Profiteur des Euros kann nicht dadurch untermauert werden, dass die Deutschen relativ zu den anderen Euroländern mehr Vermögen akkumulieren konnten.
Mit 51.400 Euro Nettovermögen rangiert Deutschland auf dem letzten Platz. Zyperns Haushalte sind mit sage und schreibe 266.900 Euro fünf Mal so vermögend. Aber auch Spanien (182.700 Euro), Italien (173.500 Euro) oder Griechenland (101.900 Euro) stehen deutlich besser da.
Das vergleichbarste Land für Deutschland ist Frankreich. Die Franzosen können mit 115.800 Euro aber auch doppelt so viel Vermögen vorweisen wie die Deutschen.
Die Stärke der deutschen Wirtschaft, die sich aus der deutlich besseren Produktivität und höheren Innovationskraft speist, führt offensichtlich nicht dazu, dass es den Bürgern besser geht.
Politiker an den Amtseid erinnern
Wie lässt sich so die Rolle des ständigen Zahlmeisters rechtfertigen? Natürlich gilt, wie bei jeder Statistik: "Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast".
Einwände wie, dass die Haushalte in anderen Ländern größer sind oder die angesetzten Immobilienpreise noch von 2010 stammen, haben durchaus ihre Berechtigung.
Dann stellt sich aber die Frage, warum veröffentlicht die EZB die Studie, die offensichtlich ein Eigentor ist? Zweifelt man die Aussagekraft der Statistik an, weil sie angeblich unzulänglich ist, dann drängt sich die Frage auf: Warum traut man der Statistik der EZB nicht, die mit der Schuldenkrise und Währungsstabilisierung deutlich komplexere Aufgaben zu bewältigen hat?
Die Vermögensunterschiede sind eigentlich nur durch länderübergreifende Transferzahlungen erklärbar, denn würde es durch überhöhte Steuern in den Staatsapparat fließen, würden die Einnahmen nur umverteilt, im Landesdurchschnitt (in der Studie wurde der Median verwendet) würde es aber nichts ändern.
Die Politiker, die um jeden Preis für den Erhalt des Euro kämpfen, sollten sich an ihren Amtseid erinnern: "Ich schwöre, dass ich meine Kraft dem Wohle des deutschen Volkes widmen, seinen Nutzen mehren, Schaden von ihm wenden [...] werde."