E-Card
Gesundheitsberufe wollen mitmischen
Die nicht verkammerten Gesundheitsberufe wollen nicht weiter von den Tests zur E-Card ausgeschlossen werden. Sie fordern daher einen eigenen Heilberufeausweis, mit dem sie etwa auf elektronische Rezepte und Fallakten zugreifen können.
Veröffentlicht:ESSEN (iss). Beim Aufbau der Telematik-Infrastruktur dürfen die nicht verkammerten Gesundheitsberufe nicht außen vor bleiben.
Einzelne Fachberufe müssen jeweils auf spezifische Daten zugreifen können und sollten deshalb schon in die Tests verschiedener Anwendungen einbezogen werden.
Das betonte der Vorsitzende des Deutschen Verbands der Ergotherapeuten Arnd Longrée auf dem Kongress "IT-Trends Medizin/Health Telematics 2012" in Essen.
Gesundheitsberuferegister soll Zugriffsrechte klären
Longrée ist Sprecher des Fachbeirats, der den Aufbau eines länderübergreifenden elektronischen Gesundheitsberuferegisters (eGBR) begleitet. Das Register soll künftig die Ausgabe von Berufsausweisen an die Angehörigen der Gesundheitsfachberufe übernehmen.
51 Fachberufe wollen langfristig solche Ausweise erhalten, sie haben sich zur Interessengemeinschaft eGBR der Gesundheitsberufe in Deutschland zusammengeschlossen.
Nicht jeder Vertreter der 51 Berufe müsse Zugriff auf alle Daten auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) erhalten, sagte Longrée. "Aber ein abgestuftes System ist dringend erforderlich und überfällig."
Als Beispiele für Anwendungen, die auch für nicht-ärztliche Berufe von Belang sind, nannte er das elektronische Rezept, den Zuzahlungsstatus, elektronische Fallberichte oder digitale Heil- und Kostenpläne.
Der Heilberufsausweis und die eGK böten ein großes Potenzial zur Verbesserung der Patientenversorgung. "Wir stehen gern zur Mitarbeit zur Verfügung", sagte Longrée.
Auch Lars Treinat vom Zentrum für Telematik im Gesundheitswesen (ZTG) in Bochum sieht Handlungsbedarf.
"Die Gesundheitsfachberufe, Gesundheitshandwerker und sonstigen Erbringer ärztlich verordneter Leistungen brauchen eine Zutrittskarte zum Gesundheitswesen der Zukunft", sagte er.
Die eGK werde jetzt an die Versicherten verteilt, die Gesundheitsfachberufe könnten sie aber nicht lesen.
Im Spätherbst soll ein erstes Pilotprojekt starten
Zwar seien die grundlegenden Angaben aufgedruckt. Aber das gelte nicht für alle, sie seien auch nicht unbedingt aktuell - siehe Versichertenstatus, Gültigkeitsdatum und Zuzahlungsstatus.
"Bei den geschützten Stammdaten hat man komplett übersehen, dass es die anderen Gesundheitsfachberufe gibt", sagte er.
Angaben wie das DMP-Kennzeichen, der Zuzahlungsstatus oder die Angehörigkeit zu einer besonderen Personengruppe seien momentan zwar noch unverschlüsselt. Doch die Datenschützer drängten auf eine Änderung.
Das ZTG sei dabei, einen Prototypen für das E-Gesundheitsregister aufzubauen, berichtete Treinat. Er soll im Spätherbst betriebsbereit sein.
Die Physiotherapeuten hätten großes Interesse an einer Erprobung der Ausgabe der Berufsausweise. Sie wären auch bereit, für die Ausweise zu zahlen - obwohl sie damit konkret noch gar nichts anfangen können.
"Wir werden 1000 Ausweise ausgeben, die Nachfrage ist vorhanden." Die ersten Physiotherapeuten sollen ihre Ausweise noch im Dezember dieses Jahres erhalten.
Das Pilotprojekt soll auf weitere Berufsgruppen ausgedehnt werden, zurzeit führen die Initiatoren Gespräche mit den Hebammen und Gesundheitshandwerkern. "Es geht um die Erprobung relevanter Anwendungen."
Dazu gehören laut Treinat die Befundkommunikation, interdisziplinäre Fallakten, elektronische Kostenvoranschläge oder das Genehmigungsverfahren für die Verordnung von Heil- und Hilfsmitteln.
"Es besteht die Chance, die Anwendungen für eine spätere Migration in die Telematik-Infrastruktur zu entwickeln und zu erproben."