IGeL
Ärztenetz will Image aufpolieren
Das Ärztenetz in der Selbstzahlermedizin übt Kritik an der zurückhaltenden Reaktion von KBV und BÄK auf IGeL-Vorwürfe von Seiten des IGeL-Monitors und von Verbraucherschützern.
Veröffentlicht:BERLIN. In puncto Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) hängt in manchen Praxen der Haussegen schief, da sich Patienten von Institutionen wie Verbraucherzentralen und dem vom Medizinischen Dienst des GKV-Spitzenverbandes betriebenem Online-Portal IGeL-Monitor verunsichern lassen. Dieser Ansicht ist zumindest Dr. Norbert Panitz, in Berlin niedergelassener Facharzt für Neurologie und Psychiatrie sowie für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Im Dezember hat er das Ärztenetz in der Selbstzahlermedizin (ÄNEIS) ins Leben gerufen.
"Wir müssen IGeL ein anderes Profil geben", mahnt Panitz im Gespräch mit der "Ärzte Zeitung". Deshalb seien in seinem Netz nur niedergelassene Ärzte vertreten, die von der Sinnhaftigkeit und Notwendigkeit der Selbstzahlerleistungen überzeugt sind.
Auf der Website www.aeneis-ev.de des Patienteninformationsportals www.free-med.net fänden Patienten sämtliche am Markt verfügbare Wunschleistungen, so Panitz, - "objektiv und patientenbezogen beschrieben", wie er betont. Er hält die Bewertungen des IGeL-Monitors für Patienten nicht hilfreich - trotz des von dem Portalbetreiber gelebten Transparenzgedankens.
Mit dem Verbund Gesundheit +, dem Ärztenetz ÄNEIS, der Ärztlichen Gesellschaft für Gesundheit und Prävention und dem Patienten-Portal free-med will sich Panitz in Zukunft als erster Ansprechpartner für Gesundheitspolitiker, Kassen, aber auch KVen sowie Ärztekammern verstanden wissen. Im Fokus stünde dabei das bessere Verständnis für Freie Gesundheitsleistungen (FGL), wie ÄNEIS-Mitglieder ihre Selbstzahlerleistungen nennen.
"Dann gilt es auch, öffentlich wahrnehmbar auf die medienwirksame Kritik von Seiten des IGeL-Monitors oder der Verbraucherzentralen an angeblichen Missständen und fehlender Sinnhaftigkeit von Selbstzahlerleistungen in deutschen IGeL-Praxen zu reagieren", so Panitz.
Seiner Ansicht nach sind Patienten bereit, für FGL in die eigene Tasche zu greifen - und zwar dann, wenn sie von der Notwendigkeit der Leistung überzeugt sind und ordentlich aufgeklärt wurden. Er denkt auch an weitere individuelle Anreize für Patienten.
So könnten sie zum Beispiel eine Videosprechstunde - zehn Minuten für 25 Euro beispielsweise - als FGL in Anspruch nehmen, wenn sie dafür ihren Arbeitsalltag nur kurz unterbrechen müssten und sich die Anfahrt zur Praxis sparten - als Ergänzung und Verbesserung der Patient-Arzt-Beziehung und Alternative zu unbezahlten Praxisbesuchen. "Als Kassenleistung wird das niemand anbieten können, da sich das nicht lohnen wird", ist sich Panitz sicher.
Noch hat der Facharzt die Werbetrommel für ÄNEIS nicht so stark gerührt. Das Netz hat hauptsächlich Mitglieder in Berlin. Geplant ist die bundesweite Ausdehnung. Die Ärzte könnten sich für einen Mitgliedsbeitrag in Höhe von 180 Euro pro Jahr mit ihren FGL eintragen lassen. Sie können so in der Datenbank von free-med gefunden werden. Patienten können direkt Termine vereinbaren. Die ersten 200 Registrierungen seien für ein Jahr kostenlos.
Wichtig für Patienten sei, dass sich alle Mitglieder einem Kodex anschließen, der bei groben Verstößen gegen die IGeL-Regeln des Ärztetages von Magdeburg von 2006 sowie den Vorgaben von Berufsordnung, KBV und BÄK den sofortigen Ausschluss vorsieht.