Hybrid-OP verschafft dem Personal Flexibilität

Moderne OP ermöglichen mit bildgebenden Verfahren während des Eingriffs die Diagnose. Das Einrichten eines Hybrid-OP ist jedoch eine anspruchsvolle Aufgabe.

Von René Schellbach Veröffentlicht:
Beispiel für einen Hybrid-OP: Magnetresonanztomografie und Neuronavigation sind in der Neurochirurgie des Bezirkskrankenhauses Günzburg möglich.

Beispiel für einen Hybrid-OP: Magnetresonanztomografie und Neuronavigation sind in der Neurochirurgie des Bezirkskrankenhauses Günzburg möglich.

© Trumpf

DITZINGEN. Für die Medizintechnik-Anbieter steht es schon längst fest: Hybrid-OP werden sich im Krankenhaus durchsetzen. Auch im Hause Trumpf Medizin Systeme ist man davon überzeugt - und lud zum firmenübergreifenden Symposium an den Stammsitz nach Ditzingen ein. Bereits zum dritten Mal diskutierten Krankenhaus-Manager, Planer und Architekten mit Branchenvertretern über Anforderungen an die neuen Operationssäle. Das Themenspektrum erstreckte sich dabei von Lüftungskonzepten über Deckenkonstruktionen bis hin zu neuer Medizin- und Behandlungstechnik.

Op-Teams müssen ihre Anforderungen definieren

Statt der früher üblichen Planskizzen zeigen heute aufwändige dreidimensionale Computergrafiken die Luftströmungen im Raum, die Temperaturverteilung und die Arbeitsbereiche des Op-Personals an. 3D-Grafiken machen es Ärzten, Anästhesisten und Op-Schwestern leichter, die Änderungen in ihrem Arbeitsumfeld abzuschätzen. Schließlich ist ihre Erfahrung gefragt - und zwar bereits im Vorfeld der Investitionsentscheidung. Sie müssen definieren, wozu der Op genutzt werden soll. Daraus leitet der Hygieniker des Hauses dann ab, welche Raumreinheitsklasse notwendig ist.

Konzentration bei der Arbeit: Operationsteam im Hybrid-OP.

Konzentration bei der Arbeit: Operationsteam im Hybrid-OP.

© Trumpf

Die Anschaffung oder Umrüstung auf einen Hybrid-OP ist mitunter kostenintensiv. "Die meisten Hürden sind budgetbedingt", erläutert Christian Tebel, bei Trumpf Medizin Systeme Leiter Professional Services. Die Zusammenarbeit von Klinik, Planern und Industrie müsse noch stärker in den Fokus rücken. Die Lieferanten seien dazu aufgerufen, so Tebel, zu kooperieren und Lösungen aus einem Guss anzubieten. So müssten zum Beispiel bildgebendes Gerät und Op-Tisch eine Einheit bilden.

Hybrid-OP sind größer, lassen sich aber interdisziplinär nutzen und damit besser auslasten als Räume, die nur auf eine Fachdisziplin zugeschnitten seien. Die Großgeräte wie MRT, CT oder Angio-Anlage müssten sich rechnen. Genauso müssten sie verschiebbar sein, um sie an mehrern Op-Plätzen einsetzen zu können. Zudem seien Räume für die Technik und Steuerung nötig. Auch die Logistik dürfe bei der Planung nicht außen vor bleiben: Wo kommen die Patienten an? Wann ist mit Spitzenlasten zu rechnen? Daher sind, so Tebels Erfahrung, Neubauten einfacher zu planen und zu realisieren als die Umgestaltung vorhandener Räumlichkeiten.

Kommunikationshürden sinken, Disziplin steigt

Im Alltag kommt es dann auf die Zusammenarbeit im Op-Team an, so Hans-Peter Lehnen, Op-Manager an der Endo-Klinik in Hamburg. Er erläuterte die Erfahrungen mit Hygiene und Arbeitsorganisation im Großraum-Op. Die von dem Klinikkonzern Damp betriebene Spezialklinik für Knochen-, Gelenk- und Wirbelsäulennchirurgie setzt pro Jahr über 5000 Patienten künstliche Gelenke ein. Im April 2009 wurde ein Erweiterungsbau bezogen, in dem sich unter anderem ein Großraum-Op mit fünf Plätzen befindet.

Das Personal sei jetzt flexibler einsetzbar, resümiert Lehnen. Die Ablenkung durch Aktivitäten am Nachbartisch sei zwar höher, dafür könnten die Operateure die Kollegen nebenan leichter um Unterstützung bitten. Verbessert habe sich auch die Disziplin am Tisch. "Es gibt kaum noch Privatgespräche."

Martin Scherrer, Ingenieur und Geschäftsführender Gesellschafter des Beratungsunternehmens wwH-c, sensibilisierte die Op-Planer für eine sorgfältige Op-Planung, um die Keimrisiken zu minimieren. Denn rein statistisch öffne sich während einer Op alle zwei Minuten die Tür. Scherrer: "Das kann keine Klimatechnik ohne Risiken für den Patienten bewältigen."

Unter einem Hybrid-OP verstehen OP-Planer einen kombinierten Op-Saal, in dem es bildgebende Großgeräte wie MRT oder CT gibt, die die intraoperative Diagnostik ermöglichen. Wenn es das Hygiene- und Raumkonzept zulässt, kann der Hybrid-OP auch als reiner Diagnostikraum oder klassischer OP genutzt werden. Ebenso nennt man Op-Säle mit integrierten stationären oder mobilen Angiographiegeräten Hybrid-OP.

In den vergangenen Jahren haben immer mehr Kardiologen und Gefäßchirurgen begonnen, Hybrid-Verfahren zu nutzen. Dabei werden die interventionelle Behandlung beispielsweise mittels Gefäßkatheter und die offene chirurgische Behandlung kombiniert. Ein Hybrid-OP ermöglicht neue und vielfältigere chirurgische Behandlungsmethoden - vor allem in der Trauma-, Ortho-, Neuro-, Herz- und Gefäßchirurgie.

(res)

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