Wildwest bei Marseille-Kliniken?
Eine ominöse Kündigungswelle bei den Marseille-Kliniken hat die Gewerkschaften alarmiert. Hintergrund ist offenbar, dass die Mitarbeiter einen Betriebsrat gründen wollten.
Veröffentlicht:BERLIN/HAMBURG (ami). Wildwest-Methoden beim Umgang mit Arbeitskräften in einem Pflegeheim in Berlin wirft die Gewerkschaft verdi den Marseille-Kliniken vor.
Die Gewerkschaft kritisiert, dass mehrere Mitarbeiter fristlos entlassen und sämtlichen Mitarbeitern in den Bereichen Reinigung und Küche fristgemäß zu Ende Mai gekündigt wurde. Die Kündigungen stehen laut verdi im Zusammenhang mit der Absicht der Belegschaft, einen Betriebsrat zu gründen.
"Bereits die kurzfristige Terminfolge lässt vermuten, dass es hier erneut nur um den Versuch der Verhinderung einer Betriebsratsbildung geht, denn es scheint so, dass bereits jetzt in der Speisenversorgung der Bewohner und der Hygiene im Hause erste Probleme auftreten", erklärte verdi.
Eine Versammlung zur Vorbereitung der Betriebsratsgründung musste laut verdi auf dem Bürgersteig vor dem Heim abgehalten werden, weil gegen die fristlos gekündigten Mitarbeiter Hausverbote ausgesprochen worden waren.
Klinikbetreiber widerspricht
Die Marseille Kliniken AG wies die Gewerkschafts-Darstellung entschieden zurück, die Kündigungen hätten etwas mit einer offensichtlich geplanten Betriebsratsgründung zu tun.
Die fristlosen Kündigungen gehen den Angaben der Aktiengesellschaft zufolge auf grobes Fehlverhalten der Mitarbeiter zurück. Die zwölf fristgemäßen Kündigungen seien betriebsbedingt erfolgt und beim Arbeitsamt angemeldet gewesen.
Sie stünden in Zusammenhang mit einer Neuausrichtung des Pflegehauses in Berlin-Kreuzberg. Die Speisenversorgung solle nun aus dem Senioren-Wohnpark der Marseille-Kliniken in Berlin-Lichtenberg erfolgen.
Das Pflegeheim in Berlin-Kreuzberg ist bekannt geworden, weil es als eines von wenigen in Deutschland kultursensible Pflege für Migranten anbieten wollte.