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Vergessene Op-Utensilien im Patienten aufspüren
Hin und wieder kommt es vor, dass bei Operationen Fremdkörper im Patienten vergessen werden. Barcodes und Scans könnten künftig helfen, das zu verhindern.
Veröffentlicht:OTTAWA. Um zu verhindern, dass während einer Operation aus Versehen Fremdkörper im Patienten zurückbleiben, reicht das einfache Zählen der verwendeten Gegenstände vor und nach dem Eingriff nicht aus.
Eine verbesserte Kommunikation, Ultraschall- und Röntgenuntersuchungen sowie künftig die Funktechnik können dazu beitragen, die Zahl der vergessenen Objekte so niedrig wie möglich zu halten.
"Arzt vergaß OP-Schwamm" - solche und ähnliche Meldungen tauchen immer wieder mal in der Tagespresse auf. Tatsächlich wird geschätzt, dass die Rate im Körper belassener Objekte zwischen 1:18.760 und 1:8800 Operationen in der Klinik liegt.
Grobe Schätzungen von Versicherungsgesellschaften in den USA postulieren sogar eine Inzidenz von 1:1500 Operationen.
In zwei Studien der vergangenen zehn Jahre waren die häufigsten vergessenen Objekte bei bis zu 68 Prozent der Operierten tatsächlich Schaumstoffe, Bauchtücher und Kompressen.
Es gibt viele Parameter und Ereignisse, die es begünstigen, dass während des chirurgischen Eingriffs versehentlich ein Objekt im Körper des Patienten zurückbleibt.
Dazu gehören außer dem Zeitdruck bei einer Notfalloperation vor allem eine mangelhafte Kommunikation innerhalb eines Teams oder zweier Teams bei der Übergabe sowie die ungenaue Dokumentation der während des Eingriffs verwendeten chirurgischen Instrumente und anderen Objekte.
Nicht zuletzt ein hoher BMI erhöht das Risiko für vergessene Tupfer oder Ähnliches.
Kanadische Gynäkologen machen jetzt mehrere Vorschläge, wie sich das Risiko, versehentlich Objekte im Körper von Operierten zurückzulassen, verringern ließe (CMAJ 2012; 184:1275).
Das Zählen der während des Eingriffs verwendeten Objekte ist zwar sowieso erforderlich, verhindert aber nicht zu 100 Prozent, dass etwas vergessen wird.
Barcodes könnten Hilfe sein
Etwas erfolgreicher ist da nach Ansicht der kanadischen Ärzte die perioperative Röntgen- oder Ultraschallaufnahme, um Instrumente und andere Objekte noch vor dem Wundverschluss zu identifizieren. Bei allgemeiner Anwendung sei eine Detektionsrate von 95 Prozent durchaus möglich.
Alle nicht metallischen Materialien müssten allerdings radiopak markiert sein. Noch besser sei die Verwendung von Barcodes etwa an Schaumstoffmaterialien, so die Ärzte.
In einer US-amerikanischen Studie wurden diese Barcodes mit einem Handgerät zu Beginn und nach Abschluss der Operation gescannt. Die Detektionsrate lag bei fast 98 Prozent.
Am effektivsten ist mehreren Teststudien zufolge die RF-Markierung (radio frequency) der Schaumstoffe und Tücher mithilfe eines Chips, bekannt von der in der Logistik verwendeten RFID-Technik (Radio-Frequenz-Identifikations-Technologie).
Daten können hier berührungslos per Funkwellen gelesen oder sogar auf den Chip geschrieben werden. Die Detektionsrate liegt mit dieser Methode bei 100 Prozent.
Im OP würde der Patient nach dem Eingriff mit einem Handgerät quasi gescannt. Jeder markierte und vergessene Fremdkörper würde aufgespürt werden.
Das Interesse an dieser neuen Technik zur Verbesserung der Sicherheit im OP ist groß. So haben zum Beispiel beim diesjährigen Chirurgenkongress in Berlin Münchner Ärzte vom Klinikum rechts der Isar eine präklinische Evaluation der RFID zur Erfassung von textilen Materialien und darüber hinaus von Teambewegungen im OP vorgestellt.
Alle zurückgelassenen Bauchtücher zum Beispiel wurden korrekt erkannt. Auch Positionswechsel der Teammitglieder wurden registriert.
Quelle: www.springermedizin.de