Sauerland
Klinik bereitet Weg für Geriatrie-Netzwerk
Im sauerländischen Brilon soll ein Telemedizin-Netzwerk zwischen Klinik, Heim und niedergelassenen Ärzten künftig die Versorgung geriatrischer Patienten verbessern. Und helfen, Drehtüreffekte zu vermeiden. Basis des Projekts ist die elektronische Fallakte.
Veröffentlicht:BRILON/AACHEN. Im Hochsauerland wird derzeit an einem telemedizinischen Geriatrie-Netzwerk gearbeitet. Basis soll die Elektronische FallAkte (EFA) des gleichnamigen Vereins sein.
Umgesetzt wird das Projekt vom Städtischen Krankenhaus Maria Hilf gGmbH in Brilon, wie der EFA-Verein meldet. Das Krankenhaus, das mitten im Hochsauerlandkreis liegt, ist erst dieses Jahr dem Verein beigetreten.
Es tummelt sich aber schon seit einiger Zeit im Bereich der Vernetzung. Denn mit dem Gesundheitspark Brilon verfügt das Haus bereits über ein Netzwerk, das über 60 ambulante und stationäre Leistungserbringer in der Region verbindet.
Die Patienten erhielten vor Ort eine hochmoderne medizinische Versorgung in 32 Fachrichtungen, bei nur 200 stationären Betten, heißt es in der Pressemitteilung des EFA-Vereins. Da nicht für jedes Fachgebiet ein ausgewiesener Experte vor Ort sei, setzt das Krankenhaus auch hier schon auf die Telemedizin.
"Dank Telemedizin können wir hohe Qualitätsstandards in der Medizin und Patientennähe miteinander verbinden", sagt Reimund Siebers, Leiter Unternehmens- und Projektentwicklung am Krankenhaus Brilon.
Das Problem mit den Schnittstellen
Was Siebers bislang aber fehlte, war ein einheitlicher Standard für den Informationsaustausch im Gesundheitswesen. In der IHE-basierten FallAkte sieht er diesen gegeben.
"Was wir jetzt brauchen, sind vor allem bessere Schnittstellen zwischen den verschiedenen Akteuren, und die kann der EFA-Standard schaffen", erklärt Siebers.
Beim ersten EFA-Vorhaben in Brilon, dem Geriatrie-Netzwerk, wird Siebers auch fachliche Unterstützung vom Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik erhalten. Zudem könne er von den Erfahrungen anderer intersektoraler Netzwerke profitieren, berichtet der EFA-Verein.
"Wir wollen Pflegeheime, ambulante Ärzte und Krankenhäuser zusammenbringen, um die Versorgungsabläufe zu verbessern", erläutert Siebers das Projekt. Die meisten pflegebedürftigen Patienten litten unter mehreren Krankheiten, schon allein die Medikation erfordere viel Spezialwissen und Erfahrung.
"Bei einer Krankenhauseinweisung benötigen die Ärzte entsprechend viele Begleitinformationen. Auch die Entlassung muss sehr sorgfältig vorbereitet sein, damit der Patient ambulant oder im Heim nahtlos weiterbetreut werden kann."
Das Ziel: Drehtüreffekte vermeiden
Ziel des Netzwerks sei letztlich, "Drehtüreffekte" zu vermeiden. Wenn Pflegeheimbewohner am Wochenende ins Krankenhaus eingewiesen würden, sei dies häufig eine direkte Folge fehlender Informationen, so Siebers.
Beim aktuellen Vorhaben im Hochsauerland stehe aber nicht allein das Krankenhaus Brilon im Fokus der medizinischen Abläufe. Siebers: "Wir sind ein gleichberechtigter Partner in diesem Netzwerk, der Informationsfluss muss zwischen Heim und Haus- bzw. Fachärzten genauso reibungslos funktionieren."
EFA ist laut Siebers eine gute Basis, um alle Prozesse und Akteure zusammenzuführen. Technischer EFA-Provider für die erste Phase sei zwar die HIT Solutions GmbH Aachen, die über Erfahrungen aus dem Aufbau mehrerer EFA-Netze verfüge.
Siebers kann sich aber vorstellen, perspektivisch mit verschiedenen Providern zusammenzuarbeiten und so ein echtes multizentrisches Netzwerk zu etablieren.