Hochwasser verursacht IT-Ausfall
Rettungseinsatz für Patientendaten
Das Hochwasser bedroht Gebäude und Menschen - und auch Patientendaten. Die Arztpraxen entlang der Weißen Elster hatten Ausfällen ihrer EDV gut vorgebeugt, dennoch kam es zu einem IT-Notfalleinsatz für ein MVZ in Ronneburg.
Veröffentlicht:GREIZ. Hochwasser bedeutet immer auch ein enormes Risiko für die sensiblen Patienten- und Abrechnungsdaten auf den Praxisrechnern.
Auch der Landkreis Greiz, im Südosten Thüringens, wurde überschwemmt - die meisten Ärzte waren darauf aber gut vorbereitet.
"Die Greizer Innenstadt wurde wegen der Flut abgeriegelt und der Strom ausgestellt. Alle unsere Praxen haben aber grundsätzlich vorgesorgt und die Praxis-EDV gesichert", sagt Jan Hotzel, Geschäftsführer des Erfurter IT-Dienstleisters H+M Healthcare Management Systemlösungen.
In Thüringen betreut er rund 600 Kunden, viele mit der Praxissoftware Medistar.
Sorge um Zweigstelle
Trotz der guten Vorsorgemaßnahmen der Ärzte mussten Hotzel und sein Team einen IT-Noteinsatz leisten: Ein Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) in Greiz hatte Vorkehrungen getroffen und alles bestens gegen das nahende Hochwasser der Weißen Elster geschützt. Zum Problem wurde aber die Vernetzung des MVZ.
Als die Flut kam und der Strom ausging, musste die im 31 Kilometer entfernten Ronneburg gelegene MVZ-Zweigstelle auch ihren Betrieb einstellen. Ohne die Patienteninformationen vom Server in Greiz konnten höchstens noch Notfälle behandelt werden.
"Daher mussten wir einen Einsatz der besonderen Art fahren und in der Außenstelle einen extra Server installieren - als Übergangslösung, damit die dortigen Angestellten arbeiten können", erklärt Frank Altenstein, der als Techniker vor Ort war.
Die Daten hatte ein Arzt bereits gerettet. Denn im MVZ wird nach Dienstschluss immer eine Datensicherung erstellt. Diese verwahrt ein Arzt persönlich, etwa auf einer externen Festplatte.
Daher mussten die Patienten nicht lange auf die Weiterbehandlung warten. Nach acht Stunden konnte der Betrieb mittels eines Leihservers, auf den die Daten übertragen wurden, wiederhergestellt werden.
Nach ein paar Tagen lief auch der Server der Hauptstelle in Greiz wieder. Die Daten wurden synchronisiert, und die MVZ-Mitarbeiter konnten die Patienten wieder wie gewohnt versorgen, so Altenstein.
Drei wichtige Schritte im Notfall
Checkliste Praxis-EDV
Prüfen, ob alle Daten gesichert sind oder noch wichtige Daten auf einzelnen Arbeitsplätzen lagern.
Aktuelle Datensicherung (optimal verschlüsselt) immer außerhalb der Praxisräume lagern.
Servicepartner sollten regelmäßig die Datensicherung auf Lesbarkeit prüfen.
Prüfen, ob die Batterie der Anlage für die unterbrechungsfreie Stromversorgung in Ordnung ist.
Auch die Praxis der Greizer Internistin Dr. Ulrike Heschel war vom Hochwasser betroffen. "Unsere Praxisräume in der Brückenstraße liegen im ersten und zweiten Obergeschoss. Das Wasser hat allerdings den kompletten Keller geflutet und stand auf circa 70 cm im Flur", sagt Ines Heschel, die als Medizinische Fachangestellte in der Praxis arbeitet.
Mit den anderen Mitarbeitern hat sie alle Unterlagen in die oberen Räume getragen - kurz bevor die Flut in die Gebäude drückte.
"Dank unterbrechungsfreier Stromversorgung war unser Server zum Glück nicht in Gefahr", sagt Heschel. Alle Computer ließen sich ohne Probleme herunterfahren, so gingen keine Daten bei den letzten Eingaben verloren.
Werde eine Katastrophe angekündigt, sollten Ärzte zunächst Ruhe bewahren. In drei Schritten könnten sie die Praxis-EDV und die dort gespeicherten Daten schützen, erklärt IT-Spezialist Hotzel.
Zuerst sollten Server, Computer sowie andere Datenspeicher heruntergefahren und vom Stromnetz getrennt werden. Danach sollte die Hardware - vor allem der Server - aus der Gefahrenzone an einen sicheren Ort transportiert werden.
Sie könne entweder höher gestellt oder außer Haus gelagert werden. Um die Wiederinbetriebnahme vorzubereiten, sollten Ärzte abschließend ihren Servicepartner informieren. Dadurch lassen sich längere Ausfallzeiten verhindern.
"Insgesamt muss man jedoch sagen, dass unsere Kunden in Thüringen alles Erdenkliche getan haben, damit EDV-Ausfälle vermieden werden", resümiert Hotzel.
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