Patientendaten immer dabei

Digitale Patientenakten erobern iPad und Co

Bei Hausbesuchen oder in der Notfallmedizin nützt die klassische Praxissoftware nur wenig. Neue Software-Lösungen machen die digitale Patientenakte mobil.

Von Hannes Rügheimer Veröffentlicht:
Dokumentation direkt auf Hausbesuch: Zusatzmodule oder Software-Apps machen es möglich.

Dokumentation direkt auf Hausbesuch: Zusatzmodule oder Software-Apps machen es möglich.

© Zollsoft GmbH

NEU-ISENBURG. Wenn Ärzte ihren Arbeitsalltag fast ausschließlich in der Praxis oder Klinik verbringen, ist der Computer in der Regel nicht weit. Und somit der Zugriff auf digitale Patientenakten und vernetzte Praxissoftware-Systeme, über die Dokumentation und Abrechnungsdaten schnell erfasst sind.

Ärzte, die größere Teile ihres Tagesablaufs außerhalb der Praxis verbringen, brauchen andere Lösungen. Dies gilt etwa für Hausärzte, die Hausbesuche bei ihren Patienten machen, oder Mediziner, die in der Notfallmedizin aktiv sind.

Doch auch sie benötigen den mobilen Zugriff auf bereits bekannte Patientendaten, und auch sie müssen nach ihren Einsätzen Abrechnungen erstellen. Die Anbieter von Praxissoftware haben deshalb zunehmend die mobile Nutzung im Blick.

Automatischer Datenabgleich

Für Hausärzte bietet es sich an, die in der Praxissoftware gespeicherten Patientendaten zu ihren Besuchen einfach mitzunehmen. Unterwegs erfasste Diagnosen und Dokumentationen, Verordnungen und ähnliches lassen sich nach der Rückkehr in die Praxis dann wieder auf den dortigen Server zurückspielen.

Diese Möglichkeit bieten mittlerweile einige Anbieter von Praxissoftware an: Das Softwarehaus Frey ADV hat für sein "Quincy"-System ein entsprechendes Zusatzmodul namens "iQvisit" im Angebot, das Stammdaten, Karteieinträge, Laborblätter etc. vor dem Aufbruch per USB-Kabel auf ein iPad überspielt.

Nach der Rückkehr werden die neu erstellten Karteieinträge, vermerkte Leistungsziffern, ausgestellte Verordnungen etc. dann ins Quincy-System zurückgespielt und direkt in die Patientenakte übertragen. Darüber hinaus bietet Frey ADV auch ein Hausbesuchsmodul für Quincy an, das auf Notebooks beziehungsweise Tablets mit Windows-Betriebssystem genutzt werden kann.

Auch auf Mac-Rechnern verfügbar

Ähnliches bietet auch das Jenaer Softwarehaus Zollsoft für seine Praxissoftware "tomedo". Wobei letztere auf Mac-Rechnern läuft und damit eine umfangreiche Anbindung an Apples Mobilgeräte wie iPad oder iPhone ermöglicht. Zusätzlich zum "Auschecken" der benötigten Krankenakten unterstützt die tomedo-App den Arzt dabei, die Heimadresse des Patienten als Navigationsziel zu übernehmen. Über die ins Smartphone oder Tablet eingebaute Kamera lassen sich zudem Befundfotos direkt in die digitalen Karteikarten übernehmen.

Befunde lassen sich mithilfe der in die Mobilgeräte eingebauten Spracherkennung aber auch diktieren. Sobald das Mobilgerät dann wieder Kontakt zum Praxisserver hat – etwa nach der Rückkehr in die Praxis – werden die neuen Informationen automatisch in die dort gespeicherten Patientenakten zurück übertragen.

Das beschriebene Verfahren funktioniert gut für niedergelassene Ärzte, die Hausbesuche vornehmen. In der Notfallmedizin stößt allerdings auch dieses Prinzip schnell an Grenzen. Denn Notärzte müssen die Stammdaten ihrer Patienten häufig erst vor Ort aufnehmen – ihnen liegt keine vorher bereits existierende Krankenakte vor.

"Wir haben deshalb eine Einzelplatzversion von tomedo entwickelt, die ganz ohne Server auskommen und somit autark auf einem handelsüblichen Apple-Notebook laufen kann", berichtet Dr. Andreas Zollmann, Gründer und Geschäftsführer von Zollsoft. Die Einzelplatz-Version setze allerdings ein echtes Notebook voraus. Auf iPads seien die Limitationen durch Betriebssystem und den begrenzten Speicherplatz zu ausgeprägt.

Patientenaufnahme mit Notebook

Mit der Notebook-Version können Mediziner die gesamte Aufnahme – angefangen bei den Stamm- und Versichertendaten über Befunde bis hin zu Abrechnungsdaten unterwegs durchführen. Auch das Verfassen von Berichten und Arztbriefen lässt sich nach Bedarf vor Ort beim Patienten oder b auch während der Anfahrt zum nächsten Einsatz erledigen.

Aber auch die Einzelplatz-Ausführung der Software arbeitet mit Apple-Mobilgeräten zusammen. So können Notfallmediziner zum Beispiel Fotos mit einem iPhone anfertigen und in das auf dem Notebook laufende "tomedo" überspielen.

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