Null Pharmabindung
Correctiv startet Datenbank "Null-Euro-Ärzte"
Nach der vfa-Transparenzoffensive hat das Recherchenetzwerk Correctiv eine neue Datenbank eingerichtet: Hier können sich Ärzte eintragen, die keine Zuwendungen von Unternehmen erhalten.
Veröffentlicht:BERLIN. 2016 veröffentlichten die im Branchenverband vfa verbundenen Pharmafirmen erstmals namentlich ihre Zahlungen an Ärzte und andere Fachkreis-Angehörige sowie an medizinische Einrichtungen – beispielsweise Reisekosten, Vortragshonorare oder Spenden. Nach Angaben des Recherchenetzwerks Correctiv haben 29 Prozent derjenigen Ärzte, die im Berichtszeitraum 2015 Zuwendungen von Herstellern erhielten, der Veröffentlichung zugestimmt.
Correctiv und Spiegel Online dokumentieren diese Zuwendungen in einer eigenen interaktiven Datenbank ("Euros für Ärzte"). Inzwischen, versichert Correctiv, hätten sich aber auch viele Ärzte gemeldet, die ebenfalls in der Datenbank aufgeführt werden wollten, allerdings "mit dem Eintrag ‚null Euro'. Weil sie Wert darauf legten, vor Kollegen und Patienten zu dokumentieren, kein Geld von den Konzernen anzunehmen".
Diesem Wunsch komme man nun mit dem Projekt "Null-Euro-Ärzte" nach. Diese Namen würden dann auch in das bereits bestehende Online-Verzeichnis eingepflegt, heißt es.
Online-Antrag wird vor Freischaltung überprüft
Ärzte, die sich als Nicht-Empfänger outen wollen, können das über einen Weblink beantragen. Anschließend erhalten sie ein Formular zur Authentifizierung, das sie ausgefüllt und unterschrieben zurückschicken müssen. Die Versicherung, kein Firmengeld erhalten zu haben, werde dann mit den Daten des vfa-nahen Selbstkontrollvereins FSA abgeglichen.
Erlaubt sei aber auch, nur in der aktuellen, vorjährigen Berichtsperiode als Nicht-Empfänger zu erscheinen, in einer früheren aber als Empfänger. Außerdem könnten Ärzte gegenüber Correctiv auch Angaben zur Teilnahme an Anwendungsbeobachtungen machen, respektive ihre Honorar-Abstinenz in diesem Kontext bekunden.
Das Projekt "Null-Euro-Ärzte" werde von Standesorganisationen wie den MEZIS ("Mein Essen zahl ich selbst") oder dem Verein demokratische Ärztinnen und Ärzte (VdÄÄ) unterstützt. In die am Montag freigeschaltete neue Datenbank hätten sich "bereits in den ersten Stunden mehr als hundert Ärzte eingetragen". (cw)
119 Millionen Euro
erhielten Ärzte 2015 von Firmen für Vortragstätigkeit oder Reisekosten zu Fortbildungszwecken. Weitere 366 Millionen Euro flossen an Ärzte, andere Fachkreisangehörige sowie Organisationen für klinische Studien und Anwendungsbeobachtungen.