Vorsorgemuffel
Mit modernen Medien Männer motivieren
Im Kampf gegen Hodenkrebs gehen Deutschlands Urologen neue Wege, um junge Männer für das Thema zu sensibilisieren. Für die Premiere der "Urologischen Themenwoche Hodenkrebs" nutzen sie Social Media und Web-Interaktion.
Veröffentlicht:BERLIN. In der Altersspanne zwischen 14 und 35 Jahre fallen junge Männer aus dem Raster der Früherkennung auf Kassenkosten, da es keine strukturierten U-Untersuchungen oder anderweitige GKV-Programme gibt.
In diese Zeitspanne fällt aber gerade das höchste Risiko für Männer, an Hodenkrebs zu erkranken. Mit einer zielgruppenadäquaten Kommunikationsstrategie wollen nun Deutschlands Urologen junge Männer dazu bewegen, ihre Hoden im Blick zu haben.
Als Vehikel dient die "Urologische Themenwoche Hodenkrebs", die dieses Jahr vom 27. bis 31. März Premiere feiert. Konzipiert haben sie die Deutsche Gesellschaft für Urologie (DGU) in Kooperation mit dem Berufsverband der Deutschen Urologen (BDU).
Mit zielgruppengerecht aufbereiteten Informationen wollen Urologinnen und Urologen männliche Heranwachsende und junge Männer über die Risikofaktoren für Hodenkrebs und die Früherkennung mittels regelmäßiger Selbstuntersuchung aufklären, so die Zielsetzung der Kampagne laut DGU.
Rund 4000 Neuerkrankungen je Jahr
"Männer und gerade junge Männer sind bekanntlich extrem vorsorgescheu und halten sich für unverwundbar. Viele Jungen in der Pubertät haben das Thema Hodentumor verständlicherweise noch gar nicht auf dem Schirm", verdeutlicht DGU-Pressesprecher Professor Christian Wülfing.
Das sollten sie aber. Denn nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten am Robert Koch-Institut gehört der Hodenkrebs zwar zu den selteneren Krebsarten – er hat einen Anteil von 1,6 Prozent an allen Krebserkrankungen in Deutschland. Mit rund 4000 Neuerkrankungen stellt er aber die häufigste Krebserkrankung junger Männer dar.
Los geht die urologische Info-Kaskade in der letzten Märzwoche am Montag mit dem Launch der eigens entwickelten Website www.hodencheck.de, am Dienstag startet ein Video-Clip auf YouTube. An Tag 3 der Hodenkrebswoche klären Experten in Video-Interviews im Netz über Risikofaktoren, die Selbstuntersuchung und das Zweitmeinungsprojekt Hodentumor auf.
Am Donnerstag steht eine Online-Graffiti-Aktion im Fokus. Ein Experten-Chat gibt der Zielgruppe am Freitag zwischen 14 und 16 Uhr schließlich Gelegenheit, auf der Homepage der Deutschen Urologen unter www.urologenportal.de eigene Fragen an die Spezialisten zu richten.
Nachhaltigen Effekt angestrebt
Um mit der Aktion einen nachhaltigen Effekt in der Zielgruppe zu erreichen, ist die Infokampagne langfristig angelegt. "Alle Informationen, die mit der Urologischen Themenwoche Hodenkrebs von der DGU und dem BDU an den Start gebracht werden, bleiben im Netz dauerhaft und jederzeit für die Zielgruppe online verfügbar", erläutert Wülfing.
Die zentralen Botschaften lauteten dabei :
- Risikofaktoren sind ein Hodenhochstand in der Kindheit, auch wenn dieser adäquat behandelt wurde, sowie eine Hodentumorerkrankung des Bruders oder des Vaters.
- Hodenkrebs ist in rund 95 Prozent der Fälle heilbar.
- Zur Früherkennung regelmäßig die Hoden abtasten.
- Das "Zweitmeinungsprojekt Hodentumor" der DGU erhöht die Behandlungsqualität der betroffenen Männer.
- Die Therapie beeinflusst weder die Sexualität noch das Lustempfinden.
- Vor der Behandlung Spermien tiefgefroren konservieren lassen, da Hodenkrebs und dessen Therapie die Fruchtbarkeit gefährden.
Niedergelassene Urologen können die Hodentumorvorsorge inklusive Tastuntersuchung in der Regel nicht auf Kasse anbieten. Die Hodensonografie ist als Individuelle Gesundheitsleistungen (IGeL) zu erbringen und die Bestimmung der Hodentumormarker im Blut als Labor-IGeL.
- 27.03.2017: Launch der Website www.hodencheck.de
- 28.03.2017: Video-Clip startet im Netz
- 29.03.2017: Experten-Tag mit Video-Interviews unter www.urologenportal.de
- 30.03.2017: Start der Graffiti-Aktion im Netz
- 31.03.2017: Experten-Chat von 14 bis 16 Uhr unter www.urologenportal.de