Prävention

Der Bus und die Rheuma-Früherkennung

Das niedrigschwellige Früherkennungsangebot „Rheuma-Bus“ soll zu einer besseren Versorgung von Patienten mit den verschiedensten rheumatischen Erkrankungen beitragen. Allein 2018 fielen 107 CRP-Tests positiv aus.

Matthias WallenfelsVon Matthias Wallenfels Veröffentlicht:
Reges Treiben beim Stopp des Rheuma-Busses in Bremervörde.

Reges Treiben beim Stopp des Rheuma-Busses in Bremervörde.

© Rheuma VOR

BAD KREUZNACH. „Open-Access-Screening“ auf frühe rheumatische Erkrankungen – diese Idee steckt hinter der Aktion „Rheuma-Bus“, die vor zwölf Jahren in Rheinland-Pfalz gestartet ist – und ab 13. Mai wieder für eine Woche unterwegs ist. Die diesjährigen Tagesstationen sind Mainz, Pirmasens, Saarbrücken, Gerolstein und Bad Marienberg. Eine Woche später geht es in Gebiete Niedersachsens.

Seit nunmehr zwei Jahren ist die Rheuma-Bus-Tour Teil der „Rheuma-VOR“-Studie, die durch den Innovationsfonds „Neue Versorgungsformen“ des Gemeinsamen Bundesausschusses (GBA) gefördert wird. Koordiniert wird die alljährliche mobile Früherkennungsaktion in den Räumlichkeiten der Acura Kliniken Rheinland-Pfalz in Bad Kreuznach. Dort unterhält der Verbund RheumaVOR seine Koordinationszentrale für Rheinland-Pfalz.

Bei Verdacht direkte Terminvergabe

Die Rheuma-Bus-Tour richtet sich vorwiegend an Patienten und deren Angehörige, die erste rheumatische Symptome verspüren und den Verdacht haben, an „Rheuma“ erkrankt zu sein. Die Besucher am Rheuma-Bus erhalten einen rheumaspezifischen Screeningfragebogen und bei Bedarf einen CRP-Schnelltest beziehungsweise eine Untersuchung mit dem HandScan, um mögliche Entzündungen festzustellen.

Auf Basis dieser Erhebungen wird der Teilnehmer anschließend im therapeutischen/ärztlichen Gespräch über die nächsten Schritte beraten. Sollte sich der Verdacht einer rheumatischen Erkrankung bestätigen, kann der Patient direkt in das Rheuma-VOR-Netzwerk zur ambulanten Abklärung und Behandlung eingeschlossen werden, wie Acura-Pressesprecherin Julia Sauer im Gespräch mit der „Ärzte Zeitung“ verdeutlicht.

Der Rheuma-Bus ist seit 2007 in Rheinland-Pfalz auf Tour und steht laut Sauer mit den Landesverbänden und den Ortsgruppen der Deutschen Rheuma-Liga und der Deutschen Vereinigung Morbus Bechterew (DVMB) in enger Abstimmung. Durch die Mittel des Innovationsfonds konnte die Rheuma-Bus-Tour auf das Saarland und Niedersachsen ausgedehnt werden.

Mittlerweile sind die Acura Kliniken Rheinland-Pfalz, wie Sauer betont, gemeinsam mit der Universitätsmedizin Mainz, dem Rheumazentrum und dem Universitätsklinikum des Saarlandes, der Medizinischen Hochschule Hannover und dem regionalen kooperativen Rheumazentrum Niedersachsen sowie mit Unterstützung der Selbsthilfegruppen und der niedergelassenen regionalen Rheumatologen auf Tour.

Auch auf politischer Ebene erfahre die Rheuma-Bus-Tour durch die Schirmherrschaften der jeweiligen Landesgesundheitsminister wichtige Fürsprecher.

On Tour ist somit während der Aktion täglich ein wechselndes, interdisziplinäres Team aus Ärzten, rheumatologischen Fachassistenten, Ergo- und Physiotherapeuten, Sportwissenschaftlern sowie Vertreten der Deutschen Rheuma-Liga und des DVMB.

Allein im vergangenen Jahr erreichte die Aktion laut Sauer 853 Teilnehmer, die den Screeningbogen ausfüllten. Bei 214 Personen davon sei bereits eine rheumatische Erkrankung diagnostiziert gewesen, während 626 noch keine Diagnose erhalten hätten. Von 533 durchgeführten CRP-Tests seien 107 positiv gewesen. Nach der Konsultation seien 58 Patienten für einen sofortigen rheumatologischen Termin via Rheuma-VOR-Netzwerk überwiesen worden.

Weitere Bundesländer im Blick

Konsortialführer Professor Andreas Schwarting, der auch Leiter des Schwerpunkts Rheumatologie der Universitätsmedizin Mainz sowie Ärztlicher Direktor der Acura Kliniken Rheinland-Pfalz ist, hofft auf einen Übergang des Versorgungsmodells in die Regelversorgung, wenn die Förderung durch den Innovationsfonds ausläuft.

„Durch die Verzahnung der regionalen Rheumazentren mit den niedergelassenen Ärzten über sogenannte Koordinationsstellen nutzen wir bereits vorhandene Ressourcen und Expertise im Bereich der Rheumatologie, um in einer flächendeckenden Kooperation eine verbesserte, zielgerichtete Versorgung zu erreichen", so Schwarting.

Und weiter: "Wir hoffen, dass eine solche Versorgungsform im Bereich der Rheumatologie perspektivisch auch auf andere Bundesländer ausgeweitet werden kann, um der rheumatologischen Unterversorgung entgegenzuwirken. Langfristig ist auch eine Übertragung auf andere Fachgebiete denkbar, die von fachärztlicher Unterversorgung in der Fläche betroffen sind“, zeigt er sich von der Strahlkraft des Versorgungsmodells überzeugt.

Fortbildungsoption für Ärzte

Der Rheuma-Bus diene aber nicht nur der Früherkennung, er solle auch bereits diagnostizierten Patienten eine Anlaufstelle bieten für den Austausch mit anderen Betroffenen sowie den Vertretern der Deutschen Rheuma-Liga und dem DVMB. Zudem bestehe, so Sauer, die Option eines weiteren therapeutischen/ärztlichen Austausches, um sich über den Stand der Wissenschaft und aktuelle Behandlungsansätze zu informieren. Niedergelassenen Primärversorger können sich in Zusatzveranstaltungen in der Erkennung von Frühsymptomen fortbilden.

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