KBV vs. Kassen
Telemedizin erhitzt die Gemüter
An der Telemedizin scheiden sich die Geister: Während sich die Bundesregierung bei der Eröffnung der E-Health-Conferenz klar dazu bekennt, streiten Krankenkassen und Ärzte über die Ausgestaltung.
Veröffentlicht:HAMBURG. Mit einem Bekenntnis zur Telemedizin und der Forderung, "die Chancen, die E-Health für eine bessere Qualität der Versorgung bietet, noch stärker zu nutzen", hat Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe am Dienstag die E-Health Conference 2014 in Hamburg eröffnet.
Wie ein Straßennetz, so Gröhe, solle "die Telematikinfrastruktur die Beteiligten im Gesundheitswesen verbinden, damit die medizinischen Informationen, die für eine Behandlung wichtig sind, schnell, sicher und unbürokratisch ausgetauscht werden können".
Das, so der Minister weiter, nutze "in erster Linie den Patienten". Darüber verspreche er sich durch zunehmende Vernetzung auch eine Verringerung des bürokratischen Aufwandes im Gesundheitswesen.
Gassen wirft Kassen "Borniertheit" vor
Unterdessen werden zum Auftakt der E-Health Conference erneut kritische Stimmen aus der Ärzteschaft laut. So wirft der KBV-Vorsitzende Dr. Andreas Gassen dem GKV-Spitzenverband "Borniertheit" vor.
Der Verband habe sein bisheriges Engagement in Sachen Telematikinfrastruktur "vollkommen fokussiert auf die Einführung der Anwendung Versichertenstammdatenmanagement".
Dabei jedoch, so der KBV-Chef, handele es sich um eine "reine Verwaltungsanwendung, mit der weder ein positiver Effekt auf die Qualität der Versorgung einhergeht, noch messbare Einsparungen zu verzeichnen sein werden". Zudem hätten es die Kassen bis heute nicht geschafft, die elektronische Gesundheitskarte flächendeckend einzuführen.
Nach Informationen der KBV seien derzeit 91 Prozent der gesetzlich Versicherten mit der eGK ausgestattet. "Immer noch gibt es sechs Millionen Versicherte, die die neue Karte nicht haben", moniert Gassen.
Der GKV-Spitzenverband, so Gassen weiter, solle gemeinsam mit der Ärzteschaft an medizinischen Anwendungsprojekten arbeiten. "Doch die Kassenfunktionäre gerieren sich lieber als ewige Nein-Sager".
Kritik der "Freien Ärzteschaft"
Die "Freie Ärzteschaft" erneuerte ihre Kritik an der aktuellen Entwicklung der Telematikinfrastruktur. Neuralgischer Punkt für die Vizevorsitzende des Vereins, Dr. Silke Lüder, ist der Datenschutz.
Lüder: "Deutschlands Ärzte machen nicht mit, was Politik, Kassen und IT-Industrie entgegen jeglicher Vernunft übers Knie brechen wollen. Der Deutsche Ärztetag hat sich klar gegen eine zentrale Speicherung von Medizindaten übers Internet ausgesprochen."
Es werde keine Online-Anbindung von Arztpraxen "an die Server der Krankenkassen geben", ist Lüder überzeugt, die sich von der großen Koalition Rückendeckung bei ihrem Nein zum Versichertenstammdatenmanagement erhofft. (cw)