Pharma-Umsätze im Vergleich
Das Blockbuster-Geschäft blüht
Die Riege der global erfolgreichen Arzneimittelhersteller wird von Schweizer und US-Firmen angeführt. Deutsche Anbieter befinden sich nach operativer Profitabilität im Mittelfeld, wie ein Vergleich der Umsätze zeigt.
Veröffentlicht:FRANKFURT/MAIN. Seit bald zwei Jahrzehnten beweisen die forschenden Pharmaunternehmen, dass Blockbuster-Umsätze nicht nur wie einst in großen Allgemeinindikationen wie Bluthochdruck oder Diabetes möglich sind, sondern ebenso in mehr oder weniger engen Nischenmärkten, allen voran der Onkologie.
Auf Zahlenbasis 2018 erzielen die großen Arzneimittelhersteller mittlerweile zwei Drittel (65 Prozent, absolut: 296 Milliarden Euro) ihrer gemeinsamen Pharmaerlöse mit Präparaten, die jeweils mindestens eine Milliarde Euro (oder Dollar) Umsatz pro anno einspielen.
Das berichtete bei einem Pressegespräch zu Wochenbeginn in Frankfurt am Main Dr. Siegfried Bialojan von der Unternehmensberatung Ernst & Young.
Und das Ende der Fahnenstange sei noch nicht erreicht, meint der Life-Science-Analyst. Seiner Einschätzung nach könnte der Blockbuster-Anteil an den Pharmaumsätzen in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen – jedenfalls solange der Patentschutz in der Breite nicht nachhaltig einbricht.
Pfizer weiterhin Nummer 1
Ernst & Young nimmt regelmäßig die Performance der 22 weltweit nach reinem Pharmaumsatz (Rx, OTC und Impfstoffe) größten Unternehmen unter die Lupe. Im vergangenen Jahr haben demnach die Verkäufe dieser Konzerngruppe um 0,9 Prozent auf 461 Milliarden Euro zugelegt. Wechselkurseffekte herausgerechnet hätte das Plus 4,3 Prozent betragen, heißt es.
Branchenführer war mit 42,4 Milliarden Euro Pharmaumsatz erneut Pfizer, vor Roche (40 Mrd.) und Johnson & Johnson (34,5 Mrd.). Größtes deutsches Unternehmen war Bayer mit 16,7 Milliarden Euro reinem Pharmaumsatz.
Im Gesamtranking liegen die Leverkusener damit auf dem 14. Platz. Boehringer Ingelheim rangiert mit 12,6 Milliarden Euro an 18. Stelle, die Merck KGaA mit 6,2 Milliarden auf Platz 22.
F&E-Ausgaben haben um 1,4 Prozent zugelegt
Die gemeinsamen F&E-Ausgaben der beobachteten Unternehmen nahmen 2018 um 1,4 Prozent auf 88,7 Milliarden Euro zu. Im Branchenmittel entspricht das einer Forschungsquote von 19 Prozent.
Wobei sich in der Einzelbetrachtung erhebliche Unterschiede auftun: Mit 37,5 Prozent des Umsatzes weist der Lenalidomid-Anbieter Celgene im Berichtsjahr die höchste F&E-Quote auf. Das Schlusslicht bildet Pfizer mit 7,6 Prozent.
Der bereits im Vorjahr berichtete Trend rückläufiger Profitabilität – wenngleich auf hohem Niveau – hat sich fortgesetzt. Betrug die Gewinnmarge bei Big Pharma vor Zinsen und Steuern 2017 durchschnittlich 26,4 Prozent (-0,4 Punkte zum Vorjahr), so waren es 2018 nurmehr 25,6 Prozent.
Einschränkend ist anzumerken, dass anders als bei den in Augenschein genommenen Umsätzen die EBIT-Margen auf das Gesamtgeschäft der Konzerne bezogen sind, also keinen reinen Pharmagewinn reflektieren.
In den Geschäftsberichten werde der Betriebsgewinn einfach zu selten nach Sparten differenziert ausgewiesen, erklärt Bialojan. Am profitabelsten ist danach die auf MS spezialisierte Biotechcompany Biogen mit 47,4 Prozent EBIT-Marge.
Da Biogens Einnahmen ausschließlich aus Medikamenten- und Lizenzgeschäft resultieren, ist der Betriebsgewinn in diesem Fall also auch reiner Pharma-Ertrag.
Blockbuster-König Roche
Gleiches gilt für Amgen, die mit 44,4 Prozent EBIT-Marge nur knapp hinter Biogen liegen. An dritter Stelle folgt Novo Nordisk (42,4 Prozent), auch dies alleiniger Pharma-Gewinn. Am wenigstens profitabel unter den globalen Top 22 Pharmaherstellern ist laut Ernst & Young derzeit AstraZeneca mit knapp acht Prozent EBIT-Marge.
Auf die Ertragskraft des britisch-schwedischen Konzerns drückten zuletzt eine mit 24 Prozent überdurchschnittliche Forschungsquote sowie schwindende Einnahmen aus Vertriebskooperationen.
Von den drei deutschen Pharmaplayern des Berichtstableaus liegen Boehringer und Merck mit 29,3 und 21,1 Prozent operativer Profitabilität im Mittelfeld, Bayer mit 16,1 Prozent eher am unteren Ende. Wobei in diese Margen bei allen dreien auch Erträge aus anderen Geschäften (Veterinärprodukte, Lohnfertigung, Agro- oder Spezialchemie) hineinspielen.
Die erfolgreichsten Blockbuster-Produzenten hießen 2018 Roche, Johnson & Johnson und Abbvie. Roche erzielte 70 Prozent seiner Pharmaeinnahmen mit Milliardenprodukten, J&J 79 Prozent und Abbvie sogar 82 Prozent.
Bei Abbvie wird die Abhängigkeit von dem Megablockbuster Humira® (Adalimumab) deutlich. Der Rheuma-Antikörper steht in Europa seit Mitte Oktober vorigen Jahres im Wettbewerb mit Similar-Versionen, während er in den USA noch bis 2023 patentgeschützt ist.