Depression bei KHK
Antidepressiva der ersten Wahl bei Depressiven mit KHK sind SSRI
Die Depression gilt wie Hypertonie, Übergewicht oder Rauchen als unabhängiger Risikofaktor für die Entstehung einer koronaren Herzkrankheit. So findet man bei depressiven Patienten aufgrund von Faktoren wie Antriebsstörung und Selbstvernachlässigung häufiger unausgewogene Ernährung, Bewegungsmangel und vermehrten Tabakkonsum.
Auch chronischer psychischer Disstress, soziale Isolation und psychosoziale Konflikte sowie eine schlechte Adhärenz bei den kardiologischen Therapiemaßnahmen tragen zur Erhöhung des kardialen Risikos bei.
KHK-Patienten mit Depression haben ein erhöhtes Risiko für weitere kardiale Ereignisse verbunden mit einer um das Drei- bis Fünffache erhöhten kardiovaskulären Sterberate. Bei bis zu 20 Prozent der Patienten nach akutem Herzinfarkt findet sich eine Major Depression, bei Patienten mit stabiler KHK sind es etwa zehn Prozent.
Eine Depression scheint sich auf den Verlauf und die kardiale Prognose bei KHK auszuwirken: Selbst bei stabiler KHK beeinflusst sie die Ausprägung der kardialen Symptome, das körperliche Funktionsniveau sowie die Lebensqualität in höherem Maße als etwa Infarktgröße oder die Abnahme der linksventrikulären Auswurffraktion.
Darauf weisen die beiden Psychiater Privatdozent Christian Lange-Asschenfeldt vom LVR-Klinikum und Dr. Florian Lederbogen vom Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim in ihrem zertifizierten Fortbildungsbeitrag "Antidepressive Therapie bei koronarer Herzkrankheit" hin.
Da eine Depression die kardiale Prognose bei Patienten mit KHK offensichtlich verschlechtern kann, ist eine antidepressive Behandlung für die Betroffenen wichtig. Nach Angaben der beiden Psychiater gibt es erste Hinweise darauf, dass eine effiziente antidepressive Therapie auch die kardiale Prognose verbessert.
Jedoch ist nicht jedes Antidepressivum für KHK-Patienten geeignet. Antidepressiva der ersten Wahl sind hier aufgrund ihrer in Studien belegten guten kardialen Sicherheit die selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), vor allem Citalopram, Paroxetin und Sertralin, wie die Autoren betonen.
Die gute Verträglichkeit wird auf die geringen anticholinergen, antiadrenergen und arrhythmogenen Eigenschaften der SSRI zurückgeführt. Allerdings besteht unter SSRI-Therapie ein erhöhtes Risiko für gastrointestinale Blutungen aufgrund einer Plättchendysfunktion. Dies ist besonders bei Patienten zu beachten, die Thrombozytenaggregationshemmer erhalten. Das gleiche gilt für Patienten mit gastrointestinalen Läsionen in der Anamnese.
Die häufig verordneten trizyklischen und tetrazyklischen Antidepressiva sollten bei KHK-Patienten nicht oder allenfalls nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung angewandt werden, da sie ein kardial ungünstiges Nebenwirkungsprofil haben.
So kann es zu einem Herzfrequenzanstieg oder einer Hypotonie kommen, zudem kann die Depolarisation und damit die intrakardiale Reizleitung verzögert werden. Auch Repolarisationsstörungen mit QTc-Verlängerungen sind möglich.
Die Psychotherapie als zentraler Maßnahme der antidepressiven Behandlung sollte auf die besondere Situation der Herzpatienten abgestimmt werden, raten die Autoren. Sinnvoll sei eine Kombination psychodynamischer, psychoedukativer und kognitiv-behavioraler Elemente. Stress verursachende und selbstschädigende Kognitionen sollten durch eine Verhaltenstherapie abgebaut werden. (mar)
Nur für Fachkreise: Zu dem Modul "Antidepressive Therapie bei koronarer Herzkrankheit"