Kommentar

Kein Gefallen für die Telemedizin

Philipp Grätzel von GrätzVon Philipp Grätzel von Grätz Veröffentlicht:

Das britische Gesundheitsministerium hat die vorläufigen Ergebnisse einer staatlich finanzierten Telemedizinstudie bei Herzinsuffizienz via Presseverlautbarung bekannt gemacht.

Die Rede ist von einer fantastisch anmutenden Senkung der Mortalität um 45 Prozent und davon, dass nun ein nationales Telemedizinprogramm angestoßen werden solle.

Allein: Die Daten sind bisher unpubliziert und damit unüberprüfbar. Sie werden nicht falsch sein, aber sie sind ganz offensichtlich grob unvollständig. Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass die ganze Wahrheit weit weniger spektakulär ausfällt.

Das Bundeswirtschaftsministerium ist vor nicht allzu langer Zeit bei einer ebenfalls staatlich gesponserten Telemedizinstudie ähnlich vorgegangen: Differenziert zu bewertende Ergebnisse wurden einseitig präsentiert.

Niemand tut der Telemedizin einen Gefallen, wenn er sie politisch so auflädt. Wenn die Hoffnungen so hochgeschraubt werden, kann die Realität nur ernüchternd sein.

Dort, wo Telemedizin auf Dauer funktioniert, hat sie sich ihren Stellenwert innerhalb der jeweiligen Fachcommunity durch den transparenten Nachweis von Nutzen und Risiken erarbeitet. Nur so geht es.

Lesen Sie dazu auch den Bericht: Britische Regierung macht mit Telemedizin Politik