Wohltätigkeit aus Ostfriesland
Initiative ermöglicht verarmten Krebspatienten Urlaub
Die Idee ist bestechend einfach: Eine Initiative in Ostfriesland vermittelt Patienten, die durch Krebs in finanzielle Bedrängnis geraten sind, Ferienwohnungen, die leer stehen würden.
Veröffentlicht:Altfunnixsiel. Viele Krebspatienten werden nicht nur durch ihre Diagnose schwer belastet, viele von ihnen geraten nach der Diagnose auch in Geldnot. Eine Initiative aus Ostfriesland vermittelt schwer erkrankten Patienten und ihren Familien, die in Armut geraten sind, seit drei Jahren kostenlos Ferienwohnungen. Der Name der Initiative: „Auszeit für die Seele e. V.“.
Dank moderner Krebsmedizin überleben immer mehr Patienten ihre Krebserkrankung. Aber nach achtzehn Monaten läuft das Krankengeld der Krankenkassen für die betroffenen Patienten aus, sagt Annemarie Hunecke, erste Vorsitzende der Initiative, der „Ärzte Zeitung“. Nur das Arbeitslosengeld II (ALG II) oder die Grundsicherung halten dann viele Patienten, die nicht mehr arbeiten können, und ihre Familien noch über Wasser. Hunecke: „An Urlaub ist da in der Regel gar nicht mehr zu denken“,
67%
der Krebspatienten waren drei Jahre nach der Erstdiagnose noch berufstätig. 15 Prozent bezogen Rente, die übrigen Betroffenen erhielten Arbeitslosengeld I oder II, heißt es in der Studie „Krebs und Armut“ der Hamburger Fern-Hochschule
Für diese Patienten hat die Initiative inzwischen 115 Ferienwohnungen organisiert, die von ihren Besitzern in den Monaten, in denen sie ohnehin leer stehen, kostenlos oder für eine gesenkte Miete zur Verfügung gestellt werden. Eine Idee, die schon in Israel umgesetzt wird, sagt Hunecke. Ihre Initiative vermittelt also zwischen den Vermietern und Patienten. Geworben wird ausschließlich über die Öffentlichkeitsarbeit.
Mitgliedschaft im Verein erforderlich
Wer einen Ferienplatz erhalten möchte, muss unter anderem Mitglied – nicht notwendigerweise zahlendes Mitglied – im Verein „Auszeit für die Seele“ werden, muss unter anderem sein Einkommen belegen und die erste Seite des Arztbriefes vorlegen, aus dem die Diagnose hervorgeht. Das Angebot gilt für eine Woche im Jahr und trifft offenbar auf steigendes Interesse. „2018 habe ich zwei Patienten verschickt, 2019 waren es 30, dieses Jahr habe ich mir 50 vorgenommen – und dann kam Corona“, sagt Hunecke.
Unterdessen sei das Angebot an Feriendomizilen größer geworden als die Nachfrage. Der Verein sucht Patienten. Hunecke: „Es wäre sehr schade, wenn wir die gespendeten Ferienwohnungen nicht an Krebspatienten, die sich sonst keinen Urlaub leisten können, vermitteln könnten.“
Das Deutsche Krebsforschungszentrum (dkfz) in Heidelberg bestätigt die schwierige finanzielle Situation vieler Krebspatienten. Laut der Studie „Krebs und Armut“ der Hamburger Fern-Hochschule „waren drei Jahre nach der Erstdiagnose nur 67,1 Prozent der zuvor Berufstätigen im Erwerbsleben“. 15 Prozent waren Rentenbezieher, etwa sieben Prozent erhielten Arbeitslosengeld I. Fast elf Prozent bezogen ALG II, so das dkfz.