Versorgungsforschung
Wie Schmerzen nach einer Operation besser lindern?
Ärzte aus Thüringen und dem Saarland untersuchen in einem neuen Forschungsprojekt die Qualität der Akutschmerztherapie.
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Jeder zweite Patient klagt nach einer Operation über Schmerzen. Ärzte wollen jetzt herausfinden, wie diese besser gelindert werden können.
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Jena. In einem gemeinsamen Forschungsprojekt untersuchen die Universitätskliniken Jena (Thüringen) und des Saarlandes sowie die Krankenkasse Barmer die langfristigen Auswirkungen von Schmerzen und Schmerztherapieverfahren bei stationären Operationen.
Ziel ist eine bessere Versorgung bei operationsbedingten Schmerzen durch die Entwicklung eines Qualitätssicherungsverfahrens für die Akutschmerztherapie, wie das Universitätsklinikum Jena (UKJ) mitteilte. Der Innovationsausschuss beim Gemeinsamen Bundesausschuss fördert das Projekt von diesem Herbst an dreieinhalb Jahre lang mit über einer Million Euro.
224 Kliniken steuern Daten bei
Das UKJ erfasst im sogenannten QUIPS-Schmerzregister seit 20 Jahren Patientendaten nach Operationen zur Beurteilung der Qualität von Schmerztherapien. Dazu werden die Patienten anhand einer Skala von eins bis zehn systematisch zu Schmerzsymptomen und deren Ausprägung befragt und klinische Routinedaten erhoben.
Das Register, zu dem 224 Kliniken Daten beisteuern, umfasst inzwischen 620 .000 Datensätze. Diese sollen in dem Forschungsprojekt mit dem net-ra-Register des saarländischen Uniklinikums sowie mit Langzeitdaten von Patienten, geliefert von der Krankenkasse Barmer, zusammengeführt werden. Dazu gehören Krankheitstage, Medikamentenverordnungen oder Physiotherapiebehandlungen bis sechs Monate nach der Operation.
Nach Einschätzung von Thüringens Barmer-Landesgeschäftsführerin Birgit Dziuk ist die Qualität der Akutschmerztherapie zwischen den einzelnen Krankenhäusern bislang sehr unterschiedlich.
Nutzen und Risiken verschiedener Therapien werden untersucht
„Wir wollen erfassen, wie häufig akute Komplikationen und langfristige Folgeerkrankungen nach einer OP auftreten, und ob es einen Zusammenhang zwischen perioperativen Schmerzen sowie deren Behandlungen und solchen Komplikationen gibt“, erläuterte Projektleiter Daniel Schwarzkopf von der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin am UKJ.
Analysiert werde auch, ob sich die verschiedenen Schmerztherapieverfahren hinsichtlich der Komplikationsrate und der Häufigkeit langfristiger Folgeerkrankungen unterscheiden. Dazu werden die anonymisierten Datensätze der Patientenbefragungen im Jenaer QUIPS-Register und im net-ra-Register mit Informationen der Krankenkasse abgeglichen. So sollen der langfristige Nutzen und die Risiken der verschiedenen Schmerztherapieverfahren bei Operationen bewertet werden.
Hälfte aller Op-Patienten klagen über Schmerzen
In Deutschland werden jährlich mehr als sieben Millionen operative Eingriffe vorgenommen. Etwa die Hälfte aller operierten Patienten klage anschließend über moderate oder starke Schmerzen, so die Forscher. Einerseits seien akute Schmerzen nach der Operation ein wichtiges Alarmsignal.
Allerdings könnten ausufernde Schmerzen Mobilisierung und Atmung beeinträchtigen, die postoperative Erholung verlängern und in eine chronische Schmerzerkrankung münden. Neueste Studien zeigten zudem, dass möglicherweise ein Zusammenhang zu einer erhöhten Herzinfarktrate bestehe.