Klinikärzte

Zu viel Bürokratie, zu wenig Zeit für Patienten

Nach Angaben des Marburger Bundes überlegt jeder fünfte Klinikarzt, seinen Beruf ganz aufzugeben. Die Gründe: Personalmangel, Überstunden und ausufernde Bürokratie.

Von Susanne Werner Veröffentlicht:
Hektischer Alltag: Angestellte Ärzte im Krankenhaus beklagen hohen Arbeitsdruck und Personalengpässe bei gleichzeitig zunehmender Bürokratisierung.

Hektischer Alltag: Angestellte Ärzte im Krankenhaus beklagen hohen Arbeitsdruck und Personalengpässe bei gleichzeitig zunehmender Bürokratisierung.

© spotmatikphoto / Fotolia (MB)

BERLIN. Der Personalmangel in der Pflege macht den Klinikärzten zu schaffen. Darauf verweist der Marburger Bund (MB) in seinem aktuellen Monitor. Drei Viertel der Befragten halten demnach eine Aufstockung der Pflegekräfte für "sehr wichtig" (52 Prozent) oder "am wichtigsten" (23 Prozent). Der Wert liegt damit sogar drei Prozent über der entsprechenden Einschätzung für die eigene Profession. 72 Prozent hatten mehr ärztliches Personal als "sehr wichtig" (49 Prozent) oder "am wichtigsten" (23 Prozent) eingestuft.

MB-Vorsitzender Rudolf Henke verwies darauf, dass Ärzte in der Klinik täglich unterbesetzte Stationen erlebten. Funktionierende Teams seien im Krankenhaus jedoch überaus wichtig. Klinikträger sollten die Personalpläne "etwas über dem Soll" besetzen, um die Arbeitsbelastung für die Beschäftigten nicht weiter in die Höhe wachsen zu lassen.

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Knapp die Hälfte der Ärzte bewerteten die eigenen Arbeitsbedingungen als "mittelmäßig", 19 Prozent als "schlecht" und fünf Prozent sogar als "sehr schlecht". Ein Grund dafür ist die hohe Arbeitsbelastung. 90 Prozent der Befragten wünschten sich, pro Woche maximal 48 Stunden zu arbeiten. Tatsächlich aber sind 40 Prozent zwischen 49 und 59 Stunden pro Woche im Dienst. Jeder Fünfte kam sogar auf 60 bis 80 Wochenstunden. 81 Prozent berichteten zudem, dass sie ein bis zweimal pro Monat kurzfristig eingesetzt werden, obwohl sie frei haben. 19 Prozent der Ärzte überlegen laut MB-Monitor sogar, ihren Beruf ganz aufzugeben. "Einen solchen Aderlass an Klinikärzten können wir uns nicht leisten", mahnte Henke.

Als Gründe für den Arbeitsfrust nannten die Befragten neben dem Personalmangel und der hohen Arbeitsbelastung auch die ausufernde Bürokratie. Laut MB-Monitor verwendet jeder vierte Klinikarzt (26 Prozent) mehr als drei Stunden am Tag für Verwaltungstätigkeiten, die über rein ärztliche Aufgaben hinausgingen. Nur elf Prozent waren damit weniger als eine Stunde pro Tag beschäftigt. Etwa 70 Prozent der Ärzte sehen im Abbau von bürokratischen Tätigkeiten daher die dringlichste Aufgabe. "Ärzte und Pflegekräfte dürfen nicht mit Verwaltungsaufgaben überladen werden", sagte Henke. Ohne zusätzliches Personal werde sich jedoch nichts an der Überlastungssituation in den Kliniken ändern. Weiter sprach sich Henke für "verbindliche Personalvorgaben" aus. Allein die Untergrenzen für die Personalausstattung zu definieren, sieht er kritisch. "Die Untergrenze kann schnell zur Regelgrenze werden. Der Abstand dazwischen muss trittsicher beschrieben werden", betonte er.

Für den MB-Monitor waren 6200 angestellte Ärztinnen und Ärzte befragt worden. Die Ergebnisse gelten als repräsentativ für die Ärzteschaft in deutschen Kliniken. Allerdings sind die Ärzte aus kommunalen Häusern und Unikliniken darin überrepräsentiert, jene aus privaten und kirchlichen Einrichtungen unterrepräsentiert. Rund 38 Prozent der Befragten haben aktuell einen befristeten Arbeitsvertrag, unter den jungen Ärzten in der Facharztausbildung trifft dies sogar für 84 Prozent zu.

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