Langzeitüberleben: Thema bei Krebskongress
Langzeitüberlebende mit Krebs standen bisher kaum im Fokus. Das soll sich ändern. Deshalb sind sie Schwerpunktthema auf dem Deutschen Krebskongress 2012.
NEU-ISENBURG (eb). In Deutschland wächst dank frühzeitiger Diagnose und besserer Wirksamkeit medizinischer Behandlungen die Zahl der Langzeitüberlebenden mit Krebs. Spätfolgen der Tumorbehandlung sind bislang allerdings nur wenig erforscht.
Der Deutsche Krebskongress in Berlin greift das Thema auf und diskutiert es aus wissenschaftlicher und gesundheitspolitischer Sicht.
Hochrechnungen des Robert-Koch-Instituts zufolge leben in Deutschland knapp 1,5 Millionen Menschen bereits fünf Jahre oder länger mit ihrer Krebserkrankung, bei etwa zwei Millionen Patienten liegt die Erstdiagnose Krebs sogar schon mehr als zehn Jahre zurück.
Viele Krebspatienten zahlen aber langfristig ihren Preis, zum Beispiel für Chemo- oder Strahlentherapien, die nicht nur dem Tumor zusetzen, wie es in einer Mitteilung der Deutschen Krebsgesellschaft heißt.
Folgeerscheinungen noch bis zu 30 Jahre später
Wissenschaftliche Studien von Professor Sophie Fossa von der Universitätsklinik in Oslo haben nun gezeigt, dass die Altersgruppe der 60- bis 69jährigen Langzeitüberlebenden deutlich mehr Gesundheitsprobleme hat, als Menschen gleichen Alters ohne Krebsvorgeschichte.
Es konnte zudem nachgewiesen werden, dass viele jüngere in der Kindheit an Krebs Erkrankte noch 20 bis 30 Jahre nach Erstdiagnose unter den Folgen der Behandlung leiden können, obwohl sie als geheilt gelten.
Eines der Hauptprobleme sei Fatigue, so die Krebsgesellschaft. Sie führt häufig zu einer eingeschränkten Arbeitsfähigkeit und wird gerade von Jüngeren als schwerwiegende Einschränkung der Lebensqualität empfunden.
Auch Herzkrankheiten sind nicht selten. Bei Hodenkrebspatienten entstehen sie zum Beispiel als späte Konsequenz einer Chemotherapie und einem nachfolgenden metabolischen Syndrom mit hohem Blutdruck und erhöhten Blutzucker- und Blutfettwerten.
Aufklärung über mögliche Spätfolgen
Zweitmalignome oder ein später Rückfall sind ebenfalls möglich. Dennoch trägt die Chemotherapie dazu bei, dass über 90 Prozent der betroffenen Männer von ihrer Krebserkrankung geheilt werden können.
Ärzte sollten nach Ansicht der Deutschen Krebsgesellschaft Patienten noch besser über mögliche Spätfolgen aufklären, um im Ernstfall Symptome rascher einordnen zu können.
Die Rehabilitationsphase ist für jeden Krebspatienten ein wesentlicher Schritt auf dem Weg zurück in ein normales Leben.
Mehr zum Thema sowie die aktuellen Daten der wissenschaftlichen Studien von Sophie Fossa aus Oslo erfahren Sie auf dem Deutschen Krebskongress in Schwerpunktsitzungen zum Thema "Long-term Survivorship".