Präparate aus Bienenpollen für Allergiker tabu
Bei Allergien: Finger wegen von Bienenpollenpräparaten! Die Gefahr für eine potenziell tödliche anaphylaktische Reaktion ist einfach zu groß, betonen kanadische Ärzte und berichten von einer Frau mit schweren Symptomen.
Veröffentlicht:VANCOUVER/TORONTO (ple). Eine 30 Jahre alte Frau wollte ihren Körper mit einem Bienenpollenpräparat stärken. Doch zehn Minuten nach Einnahme der zweiten Dosis passierte es: Augenlider, Lippen und Rachen schwollen an, sie konnte nicht mehr richtig schlucken, und eine Urtikaria entwickelte sich.
Dyspnoe kam hinzu, sie fühlte sich schwach und befürchtete, ohnmächtig zu werden. Erst Adrenalin und das Antihistaminikum Diphenhydramin sowie eine i.v.-Volumensubstitution linderten die Symptome deutlich.
Woran die Patientin zuvor wohl nicht gedacht hatte: Sie leidet unter einer saisonalen Rhinokonjunktivitis, besonders während der Sommermonate.
Kontaktdermatitis und Juckreiz
Diese Kasuistik von Dr. Amanda Jagis aus Vancouver und Dr. Gordon Sussman aus Toronto macht deutlich, dass die erstmals 1979 beschriebene anaphylaktische Reaktion nach Einnahme eines Bienenpollenpräparates bei Pollenallergikern immer wieder vorkommen kann (CMAJ 2012; online 22. Mai).
Ein solches Präparat, das in der Komplementärmedizin - auch gerne von Krebspatienten - genutzt wird, ist Propolis. Außer Pollen enthält das Bienenprodukt Baumharz, Wachs und ätherische Öle. Es wird zwar vermutet, dass unerwünschte Wirkungen selten sind.
Bekannt sind aber allergische Reaktionen auf das Präparat, etwa Kontaktdermatitis, Ödembildung, Juckreiz, Mukositis und Stomatitis.
Ende der 1980er-Jahre wurden allergische Reaktionen auf Propolis auch in Deutschland beschrieben, in Italien zwischen 2002 und 2007 sogar bei 18 Patienten. Bei Pollenallergikern gelten solche Präparate daher klar als kontraindiziert.
Atemwegsallergien meist durch Pollen ausgelöst
Nach Ansicht der beiden kanadischen Ärzte tragen die in solchen Präparaten enthaltenen, normalerweise durch die Luft verbreiteten Pollen zu dem erhöhten Risiko für allergische Reaktionen bei, vor allem dann, wenn die Konsumenten auf solche Pollen sensibilisiert sind.
Meist werden Atemwegsallergien ja eher durch Pollen, die über die Luft, als durch Pollen, die von Insekten übertragen werden, ausgelöst.
Die Forscher berichten von einer griechischen Fall-Kontroll-Studie, in der die Assoziation zwischen Pollen und Allergie auf Bienenpollenpräparate untersucht wurde.
145 Teilnehmer hatten eine Atopie, 57 nicht. Bei allen Teilnehmern wurden mit mehreren Bienenpollenpräparaten und Pollenextrakten Hauttests gemacht.
Sie fielen bei 73 Prozent der Atopiker positiv aus, und zwar als Reaktion auf ein oder mehrere Bienenpollenpräparate.
Die Assoziation zwischen positivem Hauttest auf Bienenpollenextrakte und positiven Hauttests nach Provokation mit Oliven-, Gras- und Beifußpollen war in der Studie signifikant.
Quelle: www.springermedizin.de