Mücken und Co.

Immer mehr Allergien gegen Bisse und Stiche von Insekten

Riesige dicke Quaddeln nach einem Insektenstich: Allergologen verzeichnen zunehmend schwere Reaktionen auf Bisse und Stiche von Insekten. Zusätzlich kommen via Fernreisen exotische Insekten wie Tigermücken und Buschmoskitos nach Deutschland. Und die haben ein besonders hohes Allergiepotenzial.

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Privatdozent Helge Kampen, Entomologe des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) untersucht in seinem Labor auf der Insel Riems bei Greifswald eine Stechmücke.

Privatdozent Helge Kampen, Entomologe des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) untersucht in seinem Labor auf der Insel Riems bei Greifswald eine Stechmücke.

© Stefan Sauer / dpa

WIESBADEN (dpa). Sie sind winzig klein, aber wenn sie zustechen, hinterlassen sie riesige Beulen. Stechmücken nerven nicht nur. Für Allergiker können sie sogar lebensbedrohlich sein.

Nun warnen Ärzte vor einer neuen Gefahr: tropische Stechmücken, die sich in Deutschland ausbreiten. Grund zur Panik besteht allerdings nicht. Oft mache nur die Angst aus der Mücke einen Elefanten, sagen Experten.

Exoten gesellen sich zu den einheimischen 49 Mückenarten

49 Mückenarten gibt es in Deutschland, so genau weiß das die Kommunale Aktionsgemeinschaft zur Bekämpfung der Schnakenplage (KABS). "In den letzten fünf Jahren sind drei bis vier neue dazugekommen", sagt der wissenschaftliche Direktor Norbert Becker. Darunter sind die asiatische Tigermücke und der Buschmoskito. Auch Mückenarten aus dem Mittelmeerraum hat die KABS neu in Deutschland nachgewiesen.

Sie würden meist mit Warenlieferungen oder Reisegepäck nach Deutschland eingeschleppt. Der - von Laien oft als Ursache vermutete - Klimawandel habe damit nur mittelbar zu tun, erklärt Becker: "Die Globalisierung spielt eine viel wichtigere Rolle als das Klima."

Von der asiatischen Tigermücke zum Beispiel gibt es laut KABS nur (eingeschleppte) Einzeltiere. Wenn das Wetter warm und feucht ist, bleiben die Gäste manchmal aber auch länger. Der Buschmoskito zum Beispiel hat sich laut Becker in Teilen Baden-Württembergs etabliert.

Immer mehr schwere Allergien gegen Insektengifte

Egal ob einheimische oder neu zugewanderte Tierchen: Das Allergie-Zentrum Wiesbaden beobachtet seit Jahren "zunehmend schwere allergische Reaktionen auf Stiche und Bisse von Mücken, Flöhen, Läusen, Bremsen und Ameisen", wie Professor Ludger Klimek berichtet. Zahlenmäßig sei das aber noch kein größeres Problem.

"Mögliche Folgen eines Stiches sind bei Allergikern die Bildung von zentimetergroßen, stark juckenden Hautrötungen und Quaddeln und Hautentzündungen." Bei schweren Fällen drohe sogar die Gefahr eines lebensbedrohlichen Schocks.

Die neu eingewanderten Mücken würden "oftmals besonders schwere Reaktionen verursachen", sagt Klimek. Erschwerend komme hinzu, dass es für Allergien gegen Tropenmücken weder Allergietests noch spezifische Immuntherapien gebe.

Tropische Mücken werden heimisch

Der Deutsche Allergie- und Asthmabund (DAAB) bestätigt die These, "dass tropische Mückenarten bei uns heimisch werden und ein prinzipiell hohes Allergierisiko in sich bergen". Man wisse allerdings nur von "einzelnen Fällen", sagt Sprecherin Sonja Lämmel.

Wie viele Menschen auf das Gift tropischer Mücken allergisch sind, und welche Tiere welche Symptome auslösen - auf diese Fragen hat auch der wissenschaftliche Beirat des DAAB keine Antwort. Es gebe viel zu wenig Zahlen und keine aussagekräftigen Untersuchungen.

Ein Massenphänomen ist es sicher nicht. Bei der bundesweiten Beratungshotline des DAAB sind in den vergangenen Jahren jedenfalls nicht mehr Anfragen wegen allergischer Reaktionen auf Insektenstiche eingegangen - weder auf die heimischen noch auf neu eingewanderte Mücken.

"Auffällig ist allerdings jedes Jahr, dass von Patienten solche allergischen Reaktionen vermutet werden, die sich dann aber meist schon im Gespräch ausschließen lassen", sagt Lämmel.

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