Allergische Rhinitis
Studie entlarvt Risikofaktoren
Ob jemand an allergischem Schnupfen erkrankt, entscheidet sich offenbar in den ersten paar Lebensjahren. Forscher haben jetzt die größten Risikofaktoren zusammengetragen.
Veröffentlicht:BERLIN. In der Multizentrischen Allergie Studie (MAS) wird die Entwicklung allergischer Erkrankungen bei Kindern untersucht. In die Langzeitbeobachtung wurde 1990 eine Geburtskohorte von 1314 Neugeborenen aus Berlin, Düsseldorf, Mainz, Freiburg und München aufgenommen.
Die Probanden und ihre Eltern wurden seitdem regelmäßig zu Allergien befragt. Zu den regelmäßigen Visiten gehörten auch ärztliche Untersuchungen mit Blut-, Haut- und Lungenfunktionstests sowie IgE-Messungen.
Ziel der Studie ist es, mögliche Zusammenhänge zwischen der Entwicklung einer allergischen Rhinitis mit Umweltfaktoren, Lebensstil und biologischen Faktoren während der Schwangerschaft, postnatal und in den ersten Lebensjahren gibt.
Das Follow-up umfasste die ersten 20 Lebensjahre. So lange blieben 941 Probanden (72 Prozent) in der Studie.
Allergie bei jedem fünften Kind
Wie die Wissenschaftler um den Epidemiologen Dr. Linus B. Grabenhenrich vom Institut für Sozialmedizin an der Charité-Universitätsmedizin Berlin berichten, erkrankten 290 Studienteilnehmer innerhalb von 13.179 Personenjahren an einer allergischen Rhinitis. Davon hatten 121 Teilnehmer auch Asthma (J Allergy Clin Immunol 2015; online 11. Mai).
Die Wahrscheinlichkeit, dass Studienteilnehmer an allergischer Rhinitis erkrankten, war signifikant erhöht, wenn ein Elternteil oder beide Eltern bereits daran erkrankt waren. Die Wissenschaftler errechneten eine adjustierte Hazard Ratio (aHR) von 2,49, also ein fast verdreifachtes Risiko.
Deutlich niedriger lag es, wenn die Eltern eine Urtikaria hatten (aHR: 1,32) oder an Asthma litten (aHR: 1,29). Unabhängige Risikofaktoren waren vor allem die frühe Sensibilisierung etwa gegen Nahrungsmittelallergene wie Kuhmilch und Hühnereiweiß sowie Inhalationsallergene (aHR: 4,53) und ein Ekzem in den ersten drei Lebensjahren (aHR: 1,83).
Getestet wurden Inhalationsallergene von Hausstaubmilben, Katze, Hund, Birke und Wiesen-Lieschgras. Erhöht war schließlich das Risiko auch bei Jungen (aHR: 1,28) und dann, wenn der Geburtstag in den Sommer oder in den Herbst fiel (aHR: 1,26).
Risikofaktor Passivrauchen
Keinen Zusammenhang wurde zwischen allergischer Rhinitis und Rauchen beziehungsweise Vermeiden bestimmter Nahrungsmittel während der Schwangerschaft festgestellt. Dies gilt auch für Frühgeburten und die Art der Entbindung.
In Kombination mit Asthma war das jedoch anders: Rauchen während der Schwangerschaft und die Einnahme von L-Thyroxin erhöhten sehr wohl das Risiko des Kindes, bis zum Alter von 20 Jahren an allergischer Rhinitis zu erkranken.
Keinen Zusammenhang konnten die Wissenschaftler wiederum zwischen allergischer Rhinitis und Stillen, Passivrauchen, Haustieren und Impfungen feststellen. Nur bei der Zweifach-Allergieerkrankung Rhinitis plus Asthma ergab sich ein protektiver Effekt einiger Impfungen (etwa BCG, MMR) sowie von Schlafen auf einem Tierfell in den ersten drei Lebensjahren.
Aufgrund der Ergebnisse dieser und früherer Studien halten die Wissenschaftler es für sinnvoll, zur Prävention von allergischer Rhinitis plus Asthma auf Rauchen und während der Schwangerschaft zu verzichten sowie nach der Geburt das Verbrennen von Holz und Kohle zum Heizen zu unterlassen.
Zur Prävention geeignet sei auch, den Nachwuchs im Alter von 18 bis 36 Monaten zur Betreuung in Kindertagesstätten zu geben und ihn im Kleinkindalter auf einem Tierfell schlafen zu lassen. Schließlich sollten auch die empfohlenen Impfungen wahrgenommen werden.