Beugt früher Keimkontakt Asthma und Colitis vor?

BOSTON/MÜNCHEN/KIEL (dpa). Früher Kontakt zu Keimen reguliert bei Mäusen Immunzellen und kann die Tiere etwa vor Asthma oder entzündlichen Darmerkrankungen schützen (Science 2012 DOI: 10.1126/science.1219328).

Veröffentlicht:

Dies stützt die Hypothese, dass ein Aufwachsen unter besonders keimarmen Bedingungen bei Kindern später zu Autoimmunkrankheiten führen könnte.

So hatten die keimfrei gehaltenen Mäuse viele natürliche Killer-T-Zellen in der Lunge und im Darm. Die Zellen schütten nach Aktivierung Botenstoffe aus, die bei Autoimmunkrankheiten und Entzündungen eine Rolle spielen, so die Forscher.

Die keimfreien Mäuse waren im Vergleich zu den anderen Labormäusen anfälliger für Asthma und eine der menschlichen Colitis ulcerosa verwandten Darmentzündung. Diese Krankheiten beruhen auf überschießenden Reaktionen des Immunsystems und wurden von den Wissenschaftlern durch spezielle Stoffe provoziert.

"Die Frage war nun: Was kann man dagegen tun?", so die Forscher. Sie setzten die keimfreien Mäuse im Alter von etwa acht Wochen in Käfige mit anderen Labormäusen, und hofften, dass das Immunsystem sich anpassen würde. Die Mäuse gelten dann als erwachsen. Doch dies war nicht der Fall.

Studie untermauert Hygiene-Hypothese

Dann setzten sie schwangere Mäuse aus der keimfreien Population in Käfige mit normalen Labormäusen, und ließen sie dort ihre Babys bekommen. Der Nachwuchs hatte also sofort Kontakt zu natürlich vorkommenden Keimen bei Mäusen, wenn auch nicht zu Krankheitserregern.

Die Forscher konnten nachweisen, dass die so geborenen Tiere eine normalisierte Anzahl von natürlichen Killer-T-Zellen hatten, und als Folge eine geringere Anfälligkeit für Asthma und oder die Darmerkrankung aufwiesen.

In einem Begleitartikel in "Science" betonen US-Wissenschaftler, wie stark die Studie die sogenannte Hygiene-Hypothese untermauert, und Beweise für etwas liefert, "dass wir seit Jahrzehnten beobachten, aber nicht verstanden haben".

So hatten Studien zuvor gezeigt, dass Asthma und Allergien bei Kindern, die auf Bauernhöfen aufwachsen und verstärkt Keimen ausgesetzt sind, seltener vorkommen als bei anderen Kindern.

"Zur Bestürzung von Müttern überall: Die Idee, dass der Kontakt zu Mikroben gut für uns ist, unser Immunsystem ankurbelt und Überreaktionen wie Asthma und Autoimmunkrankheiten vorbeugt, ist ansteckend."

Ihr Newsletter zum Thema
Mehr zum Thema
Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen

Porträt

Felix Michl: Unternehmer, Jurist und Medizinstudent

Lesetipps
Arzt injiziert einem älteren männlichen Patienten in der Klinik eine Influenza-Impfung.

© InsideCreativeHouse / stock.adobe.com

Verbesserter Herzschutz

Influenza-Impfraten erhöhen: So geht’s!