Neue Daten

Stillen als Schutz vor Asthma

Stillen nützt bei der Asthma-Prävention. Dafür spricht jetzt auch die bisher umfangreichste Metaanalyse zum Thema. Danach ist der Schutz offenbar bei Kleinkindern bis zwei Jahre am stärksten ausgeprägt. Aber auch im Schulalter gibt es noch einen protektiven Effekt.

Veröffentlicht:
Stillen tut Säuglingen gut. Gestillte Kinder haben sogar ein verringertes Asthmarisiko.

Stillen tut Säuglingen gut. Gestillte Kinder haben sogar ein verringertes Asthmarisiko.

© chiyacat / fotolia.com

IPSWICH. Stillen schützt auch vor Asthma - sagen die einen. Das geben die bisherigen Studiendaten bei Asthma nicht her - sagen die anderen. Britische Wissenschaftler aus Ipswich haben jetzt den Zusammenhang zwischen Stillen und Asthmaprävention mit einer Metaanalyse auf den neuesten Stand gebracht.

Dafür wurden 117 Beobachtungsstudien aus einer Liste von fast 1500 Publikationen aus der Zeit von 1983 bis 2012 ausgewertet (Am. J. Epidemiol. 2014; online 11. April).

Bei 75 Studien mit dem Schwerpunkt "Asthma allgemein" berechneten die Forscher eine Odds Ratio (OR) von 0,78. Die Wahrscheinlichkeit, an Asthma zu erkranken, wurde demnach bei gestillten Kindern um 22 Prozent vermindert.

Bei der gepoolten Analyse jener 46 Studien, in denen es um Asthma innerhalb der letzten zwölf Monate ging, errechneten die Wissenschaftler eine OR von 0,76 und bei der Auswertung der 94 Studien, in denen das Giemen innerhalb der vergangenen zwölf Monate im Fokus stand, wurde eine OR von 0,81 ermittelt.

Einen starken protektiven Effekt des Stillens errechneten die Forscher für Neugeborene und Kinder bis zu zwei Jahren, der allerdings danach kontinuierlich schwächer wurde, aber im Schulalter noch nachweisbar war.

In Anbetracht der derzeitigen Lage mit sehr heterogenen Studien fordern die Wissenschaftler um Dr. Cristian M. Dogaru neue Untersuchungen mit besseren diagnostischen Kriterien, konsequenter Berücksichtigung von Störfaktoren und nicht zuletzt besseren Studiendesigns als bisher.

Bei möglichen Störfaktoren denken die Ärzte unter anderem etwa an das Rauchen, perinatale Faktoren wie Geburtsgewicht und Gestationsalter sowie Asthma und Atopie in der Familienanamnese. Sie plädieren für Längsschnittstudien, in die Frauen bereits in der Schwangerschaft aufgenommen und in denen die Stilldauer und die Inzidenz der Asthmasymptome prospektiv erfasst werden.

Wünschenswert sei schließlich auch die Berücksichtigung von Geschwistern, um unter anderem den genetischen Einfluss erhellen zu können. Schließlich solle die Stilldauer exakt erfasst werden und eine objektive Beurteilung von Asthma mit Unterscheidung zwischen atopischer und nichtatopischer Genese erfolgen.

Sollte es tatsächlich so sein, dass Stillen mit einer Minderung des Asthmarisikos assoziiert ist, empfehlen Dogaru und seine Kollegen, in künftigen Studien auch die Schutzmechanismen in den Fokus zu nehmen. Dazu könnten schützende Effekte durch Komponenten der Milch gehören als auch die Tatsache, dass gestillte Kinder potentiellen Allergenen nicht ausgesetzt sind.

Außerdem könne man prüfen, ob die Neugeborenen beim Stillen automatisch ihr Lungenvolumen vergrößern. Nicht zuletzt wird diskutiert, dass der Großteil des Schutzeffektes beim Stillen darauf zurückzuführen ist, dass das Risiko etwa einer RSV-Infektion, vor allem der unteren Atemwege, verringert wird. (ple)

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Kommentare
Dipl.-Psych. Antje Kräuter 10.05.201420:54 Uhr

Details dienen eher der Babynahrungsindustrie?

Man hofft wieder mal, Substanzen zu finden, die man dann in die Flaschen füllen und vermarkten kann. Stillen ist aber nun mal nicht nur Ernährung, sondern ein komplexes Verhaltensmuster, was mit Nähe und Körperkontakt verbunden ist, und zwar mit einer größeren Menge davon als bei Flaschenkindern, da Stillmahlzeiten vom Baby, wenn man es denn läßt, viel häufiger in kleinen Mengen abgerufen werden. Dadurch gibt es eben häufigeren Körperkontakt, der mit einer höheren Oxytocin-Konzentration im Blut des Kindes und auch der Mutter verbunden ist, in der Milch ist auch was davon drin! Und nun ist ja schon erforscht worden, dass Oxytocin den Stress senkt und außerdem im Gehirn die Rezeptoren für Liebe und Bindung bedient. Das wiederum ist verbunden mit Wohlfühlhormonen (Endorphine), die gesundheitsfördernd sind.
Umgekehrt fehlt eben einem Flaschenkind, das meist auch weniger häufig mit im Bett schläft, der Körperkontakt. Da sich Stillkinder ab 4 bis 5 Monaten wieder mehr nachts ernähren, das praktischerweise gleich im Bett der Mutter, mit der sie die gleichen Schlafrhythmen haben, haben wir hier eine bedeutend höhere Menge an Hautkontakt! Wer sich noch nicht an den internationalen Standards für den Mutter-Kind-Schlaf orientiert hat, dem sei empfohlen, dem Mutter-Kind-Schlafexperten von der Universität in den USA (Notre Dame) zu lauschen unter www.frühe.kindheit.net- dort unter Inhalte- dann unter schlafen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit!

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