Kommentar
Paradigmenwechsel bei Organzuteilung
Das neue Verteilungssystem für die Lungentransplantation, der Lungenallokations-Score, der ab 10. Dezember gelten soll, kommt einem Paradigmenwechsel bei der Organallokation gleich: Erstmals erhalten Erfolgsaussicht und Dringlichkeit bei jedem einzelnen Patienten einen numerischen Wert, und von diesem hängt der Rang auf der Warteliste ab.
Die Wartezeit spielt nur dann eine Rolle, wenn mehrere Kandidaten exakt denselben Punktwert haben, was selten sein wird. Auch der Dringlichkeitsstatus fällt weg.
Die Umstellung wird für Ärzte wie Patienten größer sein als derzeit spürbar. Denn die Berücksichtigung der Wartezeit, bei den meisten Organen noch immer ein Kriterium, wurde vor allem von Patienten als "gerecht" empfunden: Es belohnte fürs Warten. Man rückte vor, wenn auch langsam.
Das neue System hat zum Ziel, die knappe Ressource "Organ" mit dem größtmöglichen Nutzen zu verwenden. Möglicherweise gibt es dadurch Verschiebungen bei den Hauptdiagnosen, die Grund für die Lungentransplantation sind.
Unter dem neuen Denkmodell wäre dies medizinisch gerechtfertigt - und damit auch gerecht. Gut möglich, dass Verteilungsregeln für andere Organe wie Herzen künftig an diesem neuen Modell ausgerichtet werden.
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