Kunststoff-Implantat ersetzt Lesebrille

Augenärzte machen Menschen mit Alterssichtigkeit Hoffnung - mit einem neuen Augenimplantat. Das Verfahren wird seit Jahresbeginn auch in Deutschland praktiziert. Ganz ohne Nachteile ist es aber nicht. Auf dem Nürnberger Kongress der Augenchirurgen wird das Implantat jetzt vorgestellt.

Von Klaus Tscharnke Veröffentlicht:
Das nur 3,8 Millimeter kleine Kamra-Implantat sitzt wie eine Lochblende über der Pupille.

Das nur 3,8 Millimeter kleine Kamra-Implantat sitzt wie eine Lochblende über der Pupille.

© DOC / Dr. Scharrer / dpa

NÜRNBERG. Ein neuartiges Augenimplantat macht nach Erkenntnissen von Augenchirurgen bei Alterssichtigkeit künftig eine Lesebrille überflüssig.

Das Kamra-Inlay aus hauchdünnem Kunststoff werde vor der Pupille in die Hornhaut eingesetzt und ermögliche es dem Patienten, ohne Brille zu lesen, so der Vorsitzende des Bundesverbandes Deutscher Ophthalmochirurgen (DOC), Dr. Armin Scharrer, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa.

Das seit Jahresbeginn in Deutschland praktizierte Verfahren wird bei dem diesjährigen DOC-Kongress am 14. Juni in Nürnberg erstmals einem großen Kreis von Augenchirurgen vorgestellt.

Bereits 5000 Patienten weltweit haben das Implantat

Das Implantat sei weltweit bereits bei 5000 Patienten eingesetzt worden, sagte er. "Voraussetzung ist allerdings eine gesunde, ausreichend dicke Augenhornhaut. Es darf weder eine Degeneration noch eine Hornhaut-Dystrophie vorliegen", gab Scharrer zu bedenken.

Da Weitsichtigkeit in der Regel erst im Alter auftrete, mache die Laser-Operation meist erst ab 50 Jahren Sinn.

Die Kamra-Linse gegen Alterssichtigkeit ist nur 3,8 Millimeter klein.

Die Kamra-Linse gegen Alterssichtigkeit ist nur 3,8 Millimeter klein.

© DOC / Dr. Scharrer / dpa

Bei dem ambulanten Eingriff löst der Arzt mittels Augenlaser eine hauchdünne Scheibe der äußeren Hornhautschicht ab. Danach wird die Kamra-Linse vorsichtig über der Pupille in das Hornhautgewebe eingesetzt.

"Es haftet wie von selbst - wie ein körpereigenes Pflaster", erläuterte Scharrer. Eine Naht sei nicht erforderlich. Die Kamra-Linse wirke wie eine Lochblende beim Fotografieren - sie sorge für eine größere Tiefenschärfe.

Linse nur für ein Auge - wegen Abstrichen bei Fernsicht

Kleinere Abstriche bringe sie allerdings beim Sehen in der Ferne: Der Seh-Eindruck werde etwas dunkler und minimal unschärfer.

Daher setzten Augenchirurgen die Linse auch nur in ein Auge ein - und zwar in das nicht dominante, das normalerweise beim Fotografieren durch den Kamerasucher blicke. In der Regel wirke das andere Auge ausgleichend.

Die Kosten für die Operation lägen bei rund 2000 Euro. Krankenkassen beteiligten sich nicht. (dpa)

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Kommentare
Dr. Alexander Türstig 03.05.201312:23 Uhr

Äußerst fragwürdig!

"KAMRA" ist nur ein Name, aber keine "Kamera", sondern physikalisch eine einfache "Lochblende". Sie erhöht für ein Auge die Tiefenschärfe in der Nähe, verringert aber in der Ferne Sehschärfe und Helligkeit; daher wird sie in die Hornhaut nur eines Auges implantiert.
Nach dieser einseitigen Operation besteht folglich für die Nähe keinerlei räumliches Sehen; man trifft mit einem Faden nicht das Nadelöhr und gießt den Kaffee neben die Tasse.
Festkörperphysiker haben hochwertige Gleitsichtgläser berechnet und fertigen lassen, mit denen man Alterssichtigkeit nahezu perfekt beidseitig ausgleichen kann. Warum also schwatzt man den Älteren diese primitive Lochblende auf, die in die empfindliche "Wetterwand" eines Auges, die Hornhaut, implantiert werden soll?
Dieses Verfahren ist äußerst fragwürdig und überzeugt nicht!

Dr. Fritz Gorzny 11.06.201206:44 Uhr

Wo bleiben Binokularsehen und Stereopsis?

Dieses Verfahren kann einen ganzheitlich denkenden Ophthalmologen nicht überzeugen. Wir benötigen zum komfortablen , ermüdungsfreien Lesen und vor allem allen feinmotorischen Präzisionsarbeiten ZB. Augenoperationen ein gutes Binokularsehen mit möglichst voller Stereopsis. Somit eigenet sich dieses ja nicht einfach revidierbare Verfahren nur bei Patienten , die auch sonst nur nit einem Auge schauen.

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