Demenzkranke landen unnötig oft in der Klinik
Demenzkranke werden häufiger stationär behandelt als Gleichaltrige ohne Demenz. Doch viele Klinikaufenthalte könnte vermieden werden - durch umsichtige ambulante Versorgung.
Veröffentlicht:SEATTLE (BS). Eine stationäre Behandlung geht an älteren Menschen meist nicht spurlos vorüber. Das gilt besonders für Demenzpatienten, die häufiger ein Delir, funktionellen Abbau oder iatrogene Komplikationen davontragen.
Geriater der University of Washington in Seattle haben deswegen Häufigkeit und Gründe für Krankenhauseinweisungen bei alten Menschen mit und ohne Demenz genauer untersucht (JAMA 2012; 307: 165).
Ausgewertet wurden die Daten von 3019 über 65-Jährigen, die von 1994 bis 2007 an einer prospektiven Kohortenstudie teilgenommen hatten.
Zu Studienbeginn litt keiner von ihnen an einer Demenz. 494 Teilnehmer erkrankten im Laufe der Studie, mehrheitlich wurde bei ihnen die Diagnose Alzheimer-Demenz gestellt.
Vor der Diagnose gab es in dieser Gruppe 689 Krankenhausaufnahmen, nach der Diagnose waren es 714. 86 Prozent der an Demenz Erkrankten wurden mindestens einmal stationär behandelt, bei den nicht dementen Probanden betrug diese Quote nur 59 Prozent.
Die (nicht adjustierte) jährliche Hospitalisierungsrate war bei den Demenzpatienten etwa doppelt so hoch (419 versus 200 pro 1000 Personen). Wenn andere Risikofaktoren wie Alter und Komorbiditäten berücksichtigt wurden, lag sie immer noch um 41 Prozent höher als bei Personen ohne Demenz.
Proaktives Management gefordert
Die Gründe für die erhöhte Einweisungsrate betrafen nahezu alle Indikationsgebiete, von Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems über Infektionen bis zu neurologischen Problemen.
Lediglich muskuloskelettale Erkrankungen waren bei den Demenzkranken seltener Anlass für eine stationäre Aufnahme als bei den demenzfreien Studienteilnehmern.
Krankenhauseinweisungen, die "bei frühzeitiger und angemessener ambulanter Versorgung als potenziell vermeidbar" angesehen wurden, kamen bei einer Demenzerkrankung ebenfalls fast doppelt so oft vor (116 versus 37 pro 1000 Personenjahren; bereinigte Risikorate 1,78).
Zwei Drittel dieser (unnötigen) Aufnahmen gingen auf bakterielle Pneumonien, Herzinsuffizienz und Harnwegsinfekte zurück. Auch Dehydrierung und Duodenalulzera steckten signifikant häufiger dahinter als bei nicht dementen Personen.
Diesen Konditionen sollte deswegen bei ambulanten Demenzpatienten besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden, fordern die Studienautoren.
Durch ein "proaktives" Management mit früher Diagnosestellung und Behandlung könne die Zahl stationärer Behandlungen in diesen Indikationen stark reduziert werden.